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Botschafter unter SoldatenZum Tod des ehemaligen Militärbischofs Dr. Elmar Maria Kredel | Internationale Soldatenwallfahrt
nach Lourdes im Mai 1978: Dr.
Elmar M. Kredel, Erzbischof von
Bamberg, seit dem 26.5.1978
Katholischer Militärbischof, und
rechts sein Vorgänger Dr. Franz
Hengsbach, Bischof von Essen | Ein Jahr nach seiner Berufung auf den Erzbischöflichen Stuhl von Bamberg 1977 wurde Dr. Elmar Maria Kredel zusätzlich von Papst Paul VI. zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt. Diese Ernennung fiel in jenem Jahr 1978 mit dem Beginn der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes zusammen. So ergab sich die gute Gelegenheit, bei einer der wichtigsten pastoralen Jahresveranstaltungen der Katholischen Militärseelsorge den Stabswechsel vom bisherigen auf den neuen Amtsinhaber in besonderem Rahmen zu vollziehen.
Wegen Heiserkeit des Essener Bischofs Hengsbach, Militärbischof seit 1962, übernahm Kredel als erste seiner vielfältigen Aufgaben den Besuch der Kranken im Hospital St. Bernadette. Die dabei erwiesene herzliche Zuwendung zum Mitmenschen, vor allem den Hilfsbedürftigen, blieb zentrales Kennzeichen seines Wirkens in der Kirche unter Soldaten. Seinem bischöflichen Wahlspruch "Für Christus leis-ten wir Botschafterdienste" zeigte er sich verpflichtet. Mit Erzbischof Kredel war ein Seelsorger in das oberste Hirtenamt der Militärseelsorge berufen worden, der vor allem in der persönlichen Begegnung mit den Soldaten und ihren Familien den Schwerpunkt seines Amtes sah, weniger in großen Gesten in den öffentlichen Raum hinein. Dies ist wohl der Grund, warum er im Vergleich mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger im Amt des Katholischen Militärbischofs über die Grenzen der Bundeswehr hinaus weniger bekannt war.
| Die Vereinbarung zwischen dem Bundesminister der Verteidigung (Manfred
H. Wörner, 1934–1994) und dem Katholischen Militärbischof (Elmar
M. Kredel, 1922–2008) über den Einsatz von Pastoralreferenten wird am
6.4.1987 in Kraft gesetzt | Dessen ungeachtet fallen in seine Amtszeit bedeutsame Einrichtungen und Neuerungen für die Pastoral. In einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher und politischer Veränderung erschlossen sie der Katholischen Militärseelsorge ein verstärktes Fundament und den aktuellen Erfordernissen angepasste Möglichkeiten.
So steht am Beginn seiner Tätigkeit die Gründung des Instituts für Theologie und Frieden in Barsbüttel (seit 2005 in Hamburg). Das Institut betreibt seitdem für die Katholische Militärseelsorge wie für die Gesamtkirche wertvolle friedensethische Studien. In Jahren, in denen die politischen Debatten an Heftigkeit und Polarisierung zunahmen (Friedensdiskussion der 1980er Jahre), konnte die Militärseelsorge auf dieser institutionellen Basis Beiträge zur Gewissensbildung und ethischen Urteilsfindung der Soldaten wie der Öffentlichkeit leisten.
Um die vergangenen Spuren der Militärseelsorge nicht dem Vergessen zu überlassen, errichtete Kredel im Januar 1987 den Beirat zur Erforschung der Katholischen Militärseelsorge. Als beratendes Gremium des Katholischen Militärbischofs initiiert der Beirat durch entsprechende Impulse Forschungsprojekte, die ansonsten unbearbeitet geblieben wären. Er fördert damit zugleich die Sicherung von Quellen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind auch für das Zukünftige fruchtbar.
| Verteidigungsminister Dr. Gerhard Stoltenberg (1989 - 1992), Militärbischof Dr. Elmar Maria Kredel (1978 - 1990)
und der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Josef Uhac
(1984 - 1991) bei der feierlichen Übergabe der neuen Statuten
in Bonn 1990 | Unter dem Eindruck zunehmenden Priestermangels, den die Militärseelsorge mit den Bistümern trägt, konnte Kredel als Katholischer Militärbischof im selben Jahr unter Zustimmung des Hl. Stuhls mit dem Bundesminister der Verteidigung eine Vereinbarung über den Einsatz von Pastoralreferenten in der Katholischen Militärseelsorge treffen. Wenige Monate später setzte er die Ordnung für Pastoralreferenten in Kraft, mit der ihre Tätigkeit in der Kirche unter Soldaten auf eine solide Grundlage gestellt ist.
Alles in allem stand Erzbischof Kredel als Militärbischof mit seinem Engagement, die Praxis der Katholischen Militärseelsorge weiter zu entfalten und zu vertiefen und die Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils in ihr umzusetzen, in der Tradition seiner Vorgänger. Er hat sie mit viel ruhigem Geschick auch unter den besonderen Herausforderungen der Zeit fortgeführt. Dieses sein Bestreben fand den krönenden Abschluss in den am 23. November 1989 vom Heiligen Stuhl im Benehmen mit der Bundesregierung erlassenen Statuten für den Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr. Als sein ganz persönliches Verdienst wurde honoriert, dass er nach der Wiedervereinigung mit seinen "Mitbrüdern im bischöflichen Amt in den damals neuen fünf Bundesländern so schnell Einvernehmen darüber erzielte, dass die Katholische Militärseelsorge im Rahmen der geltenden Rechtsgrundlagen nach der [. . .] bewährten Konzeption aufgebaut werden" konnte. Das war seine letzte Amtshandlung, bevor er aus gesundheitlichen Gründen im November 1990 das Brustkreuz des Katholischen Militärbischofs an seinen Nachfolger, Erzbischof DDr. Johannes Dyba, Bischof von Fulda, weitergab.
Am Abend des 10. Juni 2008 schloss sich für Dr. Elmar Maria Kredel, von 1977 bis 1994 Erzbischof von Bamberg und von 1978 bis 1990 Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, der irdische Lebenskreis.
Dr. Monica Sinderhauf
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