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"Unsere Arbeit fördert die charakterlichen und sittlichen Werte in den Streitkräften." | Oberst i. G.
Reinhard Kloss,
Diplom-
Informatiker,
Präsident des AMI
(Apostolat Militaire
International) | Kompass: Herr Oberst Kloss, Sie sind derzeit Präsident des "Apostolat Militaire International" (AMI), eines weltweiten Zusammenschlusses von Gemeinschaften und Organisationen katholischer Soldaten, gleichsam der katholischen Dachorganisation für katholische Soldaten, die sich als Laien in Kirche und Streitkräften der jeweiligen Länder engagieren. Welche Erfahrungen konnten Sie bislang mit dem Laienapostolat in der Weltkirche machen?
Oberst i. G. Kloss: Das Laienapostolat innerhalb der Militärordinariate wird in der Weltkirche sicherlich höchst unterschiedlich gelebt. Die Erfahrungen, die ich bisher machen konnte, sind zweigeteilt und machen einerseits nachdenklich, andererseits geben sie Anlass zur Hoffnung. Wenn ich an unsere westlichen Verbündeten denke, macht es mich traurig zu sehen, dass Nationen wie Frankreich oder Italien bei AMI, der internationalen Plattform für das Laienapostolat in den Streitkräften, nicht mehr teilnehmen. In diesen Bereichen fehlt offensichtlich auch die notwendige Unterstützung durch das entsprechende Militärordinariat. Daneben gibt es aber eine deutliche Aufbruchstimmung in den Ländern des Ostens. Beispielhaft seien hier Litauen, Slowenien oder auch die Slowakei benannt. Hier ist auf der einen Seite der Wille der Laien erkennbar, etwas Neues zu schaffen und daneben aber auch die Unterstützung durch die Militärordinariate spürbar, dabei zu helfen. Und am aktivsten von allen sind die Laien in Afrika, was wir während der Konferenz 2006 in Nairobi live erleben konnten. Kurz gefasst könnte ich sagen, die Arbeit der Laien in Afrika dreht sich um Missionierung und die Menschen, im Osten noch um Strukturen, um die jungen Organisationen zu festigen, und im Westen, neben den begrenzten Ressourcen Zeit und Geld, um das Bemühen, das religiöse Leben zu wecken, zu festigen und zu vertiefen. Dadurch fördert sie zugleich die charakterlichen und sittlichen Werte in den Streitkräften, wie dies in der alten ZDv 66/1 gefordert ist, und hilft, die Verantwortung zu tragen, vor die der Soldat als Waffenträger gestellt ist.
Kompass: Nun bringen Sie als deutscher Präsident natürlich Ihre Erfahrungen aus deutschen Streitkräften in diesen internationalen Zusammenschluss ein. Sind die Unterschiede zu anderen Streitkräften, in denen sich katholische Soldaten engagieren, unüberbrückbar groß? Sehen Sie Möglichkeiten - auch im Sinne der kirchlichen Friedenslehre - für eine grundlegende Verständigung zum Dienst des Soldaten in den jeweiligen Streitkräften?
| Zur Begrüßung des Papstes sind
neben George Kardinal Pell, Erzbischof
von Sydney, auch australische
Ureinwohner gekommen. | Oberst i. G. Kloss: Wenn wir über Erfahrungen sprechen, die aus deutschen Streitkräften in den internationalen Bereich transportiert werden, richtet sich der Fokus unweigerlich auf das Thema "Innere Führung" und damit auf unser christliches Menschenbild. Diese ist natürlich eine Führungsphilosophie, die nicht von allen Nationen geteilt, ja noch nicht einmal verstanden wird. Die Diskrepanz wird deutlich, wenn wir auf der einen Seite vom "Staatsbürger in Uniform" sprechen und andere das Berufsbild des Soldaten mit dem Satz "A soldier doesn't have to ask why, he has to fight and has to die." beschreiben. Dies heißt aber nicht, dass es ein sinnloses Unterfangen wäre, deutsche Positionen wirksam einzubringen. Das beste Beispiel dafür ist das gemeinsam entwickelte Papier "Der katholische Soldat zu Beginn des 3. Jahrtausends", welches große Anteile der von der Gemeinschaft katholischer Soldaten (GKS) vertretenen Grundsätze beinhaltet (nachzulesen unter www.ami-international.org). Hierbei ist es in idealer Weise gelungen, eine gemeinsame Position zum Dienst des Soldaten zu entwickeln, die nach langem Ringen von allen mitgetragen und auf nationaler Ebene verbreitet wurde. Sie spiegelt das viel zitierte Wort aus "Gaudium et Spes", Nr 79, wider: "Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker." Und ich füge an dieser Stelle ein: "und nicht nur des eigenen Volkes!"
Kompass: Mit Blick auf die Zukunft: Welche Erwartungen haben Sie an die Kirche als eine Weltkirche gerade im Hinblick auf den Dienst der Soldatinnen und Soldaten? Was wäre zu tun, um auch das Laienapostolat unter den katholischen Soldaten zu stärken?
Oberst i. G. Kloss: Im Bereich der multinationalen katholischen Verbände erleben wir auf der Ebene der Weltkirche gerade eine interessante Entwicklung. Der Vatikan bemüht sich, die Arbeit der einzelnen Organisationen zu bündeln und zu vernetzen. Dies geschah im sogenannten Forum, einem Treffen von über 50 internationalen katholischen Verbänden. AMI und damit das Laienapostolat in den Streitkräften wird vom Vatikan dabei nicht nur wahrgenommen, sondern steht sowohl mit dem Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, Bischof Clemens, dem Staatssekretariat als auch mit "Justitia et Pax" in engem Kontakt. Eine Stärkung aus dem Bereich der Weltkirche könnte sich aus meiner Sicht zusätzlich dadurch ergeben, dass während der Konferenz der Militärbischöfe, die in Rom stattfindet, von offizieller Seite die Unterstützung der nationalen Laienorganisationen durch die Militärordinariate angesprochen wird. Bestes Beispiel dafür, wie es sein kann, bietet unser eigener Militärbischof, der mit Unterstützung seines Militärgeneralvikars nicht nur das nationale Laienapostolat in den Streitkräften in vorbildlicher Weise unterstützt, sondern der daneben auch der größte Förderer des AMI ist, ohne dessen Hilfe die zu leistende Arbeit nicht möglich wäre.
Das Interview führte Josef König.
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