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Liebe Leserinnen und Leser, | Es gilt auch zu verdeutlichen, dass sich die Militärseelsorge kommentierend und durch eigene Initiativen auf die anstehenden Änderungen einstellt und diese den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten will. | seit nunmehr gut 50 Jahren ist der Lebenskundliche Unterricht fester Bestandteil im Alltag der Truppe in den deutschen Streitkräften. In der bekannten und geläufigen Abkürzung als "LKU" ist er den Soldatinnen und Soldaten bekannt und oftmals - zumeist mit Beginn der Allgemeinen Grundausbildung und vor dem Feierlichen Gelöbnis - die erste Gelegenheit zu erfahren, dass Kirche unter Soldaten nichts Ungewöhnliches ist.
Zu erläutern, warum es sich in Deutschland so verhält, was die Gründe dafür waren, Seelsorge für Soldatinnen und Soldaten zu garantieren und im Lebenskundlichen Unterricht einen Beitrag zur Gesamterziehung leisten zu wollen, ist für die Militärseelsorge vor Ort ständige Aufgabe. Im Lebenskundlichen Unterricht nimmt dies jedoch einen besonderen Platz ein, denn er wird in der Regel im Dienstplan der Einheiten und Dienststellen angeordnet und ausgewiesen, einem militärischen Vorgesetzen - meist dem Kompaniechef als Leitendem - zugeordnet und von Militärgeistlichen oder Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen durchgeführt. Verkürzt und auf eine griffige, aber zutreffende Formel gebracht, bedeutet dies nichts anderes als: "vom Staat gewünscht und von der Kirche als Militärseelsorge geleistet".
Dieses geregelte Miteinander von Kirche und Staat bleibt bestehen, denn in einer Neufassung des Lebenskundlichen Unterrichtes, die vom Bundesminister der Verteidigung in einer Zentralen Dienstvorschrift erlassen wird, ist der Beitrag der Militärseelsorge dazu nicht grundsätzlich neu geordnet. Auch weiterhin werden Militärseelsorger mit Soldatinnen und Soldaten im Lebenskundlichen Unterricht einen Beitrag dazu leisten, dass Handeln und Entscheiden unter ihnen auch in ethischer Hinsicht reflektiert und verantwortet werden kann.
Die Neufassung des Lebenskundlichen Unterrichts kommt nicht von ungefähr. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an die unterschiedlichen Stationen der Weiterentwicklung der Konzeption der Inneren Führung vom vormaligen "Handbuch Innere Führung" zu den späteren "Hilfen zur Inneren Führung" und den "Leitsätzen für Vorgesetze" aus den 70er Jahren bis hin zur seit dem vergangenem Jahr gültigen Zentralen Dienstvorschrift 10/1 "Innere Führung". Ein eigener Abschnitt "Seelsorge und Religionsausübung" verdeutlicht dabei zu Recht deren zentrale Bedeutung, insbesondere in der geistlichen Begleitung für die Soldaten und deren Familien.
Auch die Neufassung der Inneren Führung kommt nicht von ungefähr und kann auf ein regierungsamtliches Dokument zurückgeführt werden, welches Auskunft zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr gibt. 2006 erschien das "Weißbuch zur Sicherheitspolitik", aus dem erkennbar wurde, dass das Primat der Politik den tiefgreifenden Wandel der deutschen Streitkräfte hin zu einer Einsatzarmee forcieren wird. Bereits zu diesem Zeitpunkt deutete sich an, dass Innere Führung unter den veränderten außen- und sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen weiterentwickelt wird: "Intensive ethisch-moralische Bildung trägt nicht nur dazu bei, ein reflektiertes berufliches Selbstverständnis zu entwickeln, sondern fördert auch die Fähigkeit des Einzelnen, in moralisch schwierigen Situationen eigenverantwortlich zu handeln." Und mit Blick auf den Lebenskundlichen Unterricht formuliert das Weißbuch ferner: "Er bietet einen Rahmen, sich mit ethischen und sittlichen Grundfragen des militärischen Dienstes auseinanderzusetzen und fügt sich damit sehr gut in die Konzeption der Inneren Führung ein."
Die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs, Kompass. Soldat in Welt und Kirche, widmet sich im Schwerpunkt dieser Ausgabe dem Lebenskundlichen Unterricht. Nicht in erster Linie deshalb, weil er einer Neuregelung unterliegt, sondern weil er als Beitrag der "Kirche unter Soldaten" in der Militärseelsorge mit Blick auf die vorzunehmenden Regelungen hier seinen Ausgang genommen hat, und in die 50er Jahre zurück reicht. Es gilt auch zu verdeutlichen, dass sich die Militärseelsorge kommentierend und durch eigene Initiativen auf die anstehenden Änderungen einstellt und diese den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten will.
Josef König
Chefredakteur
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