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Militärseelsorge in der Bundesstadt Bonn (2)

Im Geistlichen Forum und darüber hinaus

Auf den ersten Blick fällt das niedrige Haus zwischen den zahlreichen und vielfältigen Gebäuden auf der „Hardthöhe“ nicht besonders auf. Aber da es einladend und meist offen ist, prägt es den Geist der Militärseelsorge am Ersten Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung deutlich mit.

Das „Geistliche Forum“ ist seit 1992 eine Begegnungsstätte auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Bonn mit den Büros des Evangelischen und des Katholischen Militärpfarramtes und mit gemeinsam genutzten Räumen wie einer Cafeteria, der großen Kapelle, die auch als Vortrags- und Versammlungssaal genutzt werden kann, und nicht zuletzt der Sakramentskapelle – beide gestaltet mit Kunstwerken von Egino Weigert.

Nachdem der erste Teil dieser Reportage in Ausgabe 12/08, S. 14/15 von Kompass. Soldat in Welt und Kirche hauptsächlich die (Seelsorge-)Gespräche von Militärdekan Benno Porovne, Pfarrhelfer Matthias Curtius und dem Kreis der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS-Kreis Bonn) in der „direkten Nachbarschaft“ des Militärpfarramts beleuchtete, soll diesmal über die „Kirchturmspitze“ und die Grenzen der Stadt hinaus geschaut werden.

Zum Seelsorgebezirk gehören z. B. auch Rheinbach, St. Augustin und Siegburg, wo ebenfalls Dienststellen von zentraler Bedeutung untergebracht sind, wo die Militärseelsorger aber eher Kontakt zu Wehrdienstleistenden und Mannschaftsdienstgraden bekommen und „normalen“ Lebenskundlichen Unterricht erteilen, als dies in den Büros der Führungsstäbe erfolgt.

Der Chef der 6. Kompanie des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung, Hauptmann Stephan Klein, empfängt Dekan Porovne zusammen mit seinem „Spieß“, Hauptfeldwebel Michael Lotz, um über den Unterricht und den Gottesdienst zum Feierlichen Gelöbnis ihrer Rekruten sowie die alltäglichen Probleme zu sprechen. Neben einer weiteren Kompanie in Siegburg gibt es noch mehrere in Berlin, wo inzwischen auch die Bataillonsführung angesiedelt ist. Zwar können die Soldaten hier in der Regel nicht über mangelnde Heimatnähe klagen (etwa 95 % von ihnen kommen aus Nordrhein-Westfalen), aber bis auf die protokollarisch bedeutsamen Gegenstände sind die Ausrüstung und der technische Stand nicht mehr zeitgemäß. Themen, die Militärdekan Porovne aus Telefonaten und von seinen regelmäßigen Besuchen kennt, bei denen er aber nur begrenzt helfen kann und den Blick mehr auf die persönlichen Sorgen der Einzelnen richten muss.

Durch die recht kurze Grundwehrdienst-Zeit gibt es hier alle neun Monate einen großen Personalwechsel, und so ist eine seiner immer wiederkehrenden Aufgaben, die Militärseelsorge überhaupt erst vorzustellen und die jungen Männer auf deren Angebot aufmerksam zu machen. Dafür kann er dann einige zum Beispiel während der Internationalen Soldatenwallfahrt ins französische Lourdes wieder treffen, die zu den wenigen gehören, die mit einem dienstlichen Auftrag dorthin reisen, nämlich als Fahnenabordnung und um die Bundeswehr zu repräsentieren. Auch sonst sind die Soldaten des Wachbataillons häufiger unterwegs als andere, wenn sie erst einmal ihre dreimonatige Grundausbildung in Formal- und infanteristischem Gefechtsdienst hinter sich haben. Neben dem Protokollarischen Ehrendienst versehen sie dann ihren Dienst auch als Sicherungssoldaten.

Für den Sicherungsdienst ist außerdem das Feldjägerbataillon 252 im BMVg zuständig, mit dessen Chef der 3. Kompanie Pfarrer Porovne in engem Kontakt steht – nicht nur ebenfalls wegen des Lebenskundlichen Unterrichts und der Einladungen zu gelegentlichen Gottesdiensten und Veranstaltungen, sondern auch weil er Major Dr. Ulrich Müller auf dem Weg zur Aufnahme in die katholische Kirche begleitet hat. (Über die Aufnahmefeier und Firmung berichteten wir im vergangenen November.)

Ähnlich verhält es sich bei dem Besuch von Militärdekan Porovne beim Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Günter Weiler: Natürlich geht es im vertraulich Gespräch um unterschiedlichste dienstliche Belange, immer wieder aber auch um persönliche und seelsorgerliche Anliegen des aktiven Katholiken. Und hier schließt sich der Kreis zum „Geistlichen Forum“, das den äußeren Rahmen und den konkreten Platz für diese Militärseelsorge vor Ort bietet.

Jörg Volpers

Weitere Bilder
Kümmern sich gemeinsam um die Rekruten des Wachbataillons und ihre Ausbildung: Kompaniefeldwebel Hauptfeldwebel Lotz, Militärdekan Porovne und Kompaniechef Hauptmann Klein
Protokollausbildung beim Wachbataillon BMVg
General Weiler im Gespräch mit Militärdekan Porovne und Oberstabsfeldwebel Lensch (Vorsitzender des GKS-Kreises Bonn)