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Die Brustkreuze der Katholischen Militärseelsorge (Teil 1)

Entwurfsskizze für das Brustkreuz der Militärgeistlichen in der Deutschen Bundeswehr von Goldschmiede- meister Fritz Kuhne
Foto: © AKMB 1960
Brustkreuze sind nicht – wie man durch den Modeschmuck der beiden vergangenen Jahrzehnte meinen könnte – schmückendes Accessoire. Brustkreuze sind im ursprünglichen Sinne äußere Zeichen kirchlicher Würdenträger. Diese Zeichen weisen vor allem auf die Zugehörigkeit zu Christus hin.

Das Brustkreuz geht auf den Brauch der ersten Christen zurück, Reliquien von Märtyrern in Kapseln um den Hals zu tragen (Enkolpion). In Brustkreuzen hoher Würdenträger (Papst und katholische Bischöfe) sind deshalb auch Reliquien eingeschlossen.

Das Brustkreuz als charakteristisches Kennzeichen des kirchlichen Dienstes war auch die entscheidende Begründung zur Einführung für die Pfarrer in der Militärseelsorge. In den regelmäßig stattfindenden Routinebesprechungen der beiden Kirchenämter schlug das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr erstmals im Februar 1960 die Einführung eines Brustkreuzes vor, ähnlich wie es bereits in der Wehrmachtseelsorge üblich gewesen war. Im März stellte das Evangelische Kirchenamt einen entsprechenden Antrag an das Bundesministerium für Verteidigung. Die Einführung dieses äußeren Zeichens für den kirchlichen Dienst wurde hierbei vor allem damit erläutert, weil „auf evangelischer Seite bekanntlich andere Merkmale des Amtes (Stola, Kollar oder Kragenform) gänzlich fehlen“. Wenn insofern für die Katholische Militärseelsorge kein dringlicher Handlungsbedarf bestand, so schloss sich dennoch das Katholische Militärbischofsamt diesem Antrag im Mai 1960 an. Bereits im März 1960 war aber auch das Katholische Militärbischofsamt in der Sache aktiv geworden. Der Leiter des Personaldezernates, Militärdekan Egon Schmitt, hatte einen befreundeten Goldschmiedemeister in Gelsenkirchen-Buer, Fritz Kuhne, gebeten, ein Brustkreuz für Militärgeistliche zu entwerfen.
Foto: © AKMB, Inventarkatalog
Als Vorlage, wie ein solches Brustkreuz für Militärgeistliche aussehen könnte, schickte Egon Schmitt sein eigenes Brustkreuz aus seiner Zeit als Kriegspfarrer in der deutschen Wehrmacht (1939–45) mit. Das in Kriegszeiten aus Silber und Holzintarsie gefertigte Brustkreuz mit Korpus war für die in der Wehrmacht hauptamtlich tätigen Geistlichen vom Feldbischof der Wehrmacht ausgegeben worden und gehörte wie die Rotkreuz-Armbinde zur Uniform des Wehrmacht- bzw. Kriegspfarrers.

Im Mai hatte Kuhne ein Modell gefertigt, das auf der Dekanekonferenz erstmals begutachtet wurde. Material und Verarbeitung wurden vom Goldschmied so gewählt, dass das Brustkreuz auch strapazierfähig und pflegeleicht ist: Das Brustkreuz ist in Sterling-Silber gegossen, versehen auf der Rückseite mit einer Schnalle zum Anstecken und am oberen Ende mit einem Aufhänger zum Einführen der Erbskette. Dieser Aufhänger ist als Krone über dem Kreuz gestaltet. Die vordere konkave Seite ist mit Schwefelleber oxydiert und trägt einen in Gold gegossenen und geschnittenen Korpus.
Nachdem der leitende Militärdekan Martin Zeil, Wehrbereichsdekan in Baden-Württemberg und ebenfalls ehemaliger Kriegspfarrer, das Modell-Brustkreuz im simulierten Einsatz über der Kampfjacke (in den 1960er Jahren Ausrüstung der Militärgeistlichen bei der Begleitung der Soldaten während der Truppenübung) erprobt und alles in allem als gut befunden hatte, fertigte Kuhne den Prototyp des Brustkreuzes an, der im August beim Eucharistischen Weltkongress in München gezeigt wurde. Auf der Jahreskonferenz der Katholischen Militärseelsorge (Gesamtkonferenz) im Oktober 1960 erfolgte schließlich die einhellige Zustimmung, angeführt von Kardinal Wendel als Katholischem Militärbischof, durch alle Militärgeistlichen für die vorliegende Ausführung des Brustkreuzes.

(Fortsetzung in der nächsten Ausgabe)

Mehr unter: www.katholische-militaerseelsorge.de => Archiv => Ausstellung => Exponate

Dr. Monica Sinderhauf