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Die Kranken und Behinderten stehen im Mittelpunkt

Schlaglichter von den Wallfahrtstagen in Lourdes

Der ehemalige Soldat Andi Reiter ist regelmäßiger Teilnehmer der Wallfahrt und steckt mit seiner Freude alle an.
Foto: © Kompass / Volpers
Bei all den vielen Eindrücken, die der französische Marienwallfahrtsort während der rund fünf Tage im Mai bietet, wenn Soldaten aus vielen – und nicht nur europäischen – Nationen zu ihrer alljährlichen Friedenswallfahrt zusammenkommen, lassen sich doch einige Schwerpunkte benennen: Wie gerade der deutsche Militärbischof Dr. Walter Mixa in seinen Predigten und Ansprachen immer wieder betonte, ist Lourdes wohl der einzige Wallfahrtsort, vielleicht sogar die einzige Stadt auf der Welt, in der kranke und behinderte Menschen Vorrang haben.
Das bedeutet natürlich nicht, dass sich die gesunden, oft jungen und körperlich trainierten Pilger benachteiligt fühlten oder zu kurz kämen. Aber eindrucksvoll ist doch, wie selbstverständlich die sonst überall „Gehandicapten“ dazugehören und von wie vielen Kameraden, Ehrenamtlichen und medizinischen Fachkräften sie jederzeit betreut werden. Am offensichtlichsten ist es vielleicht, wenn die Erkrankten (nicht nur die Gehbehinderten) in ihren Rollstühlen und Wagen zu den Gottesdiensten und Prozessionen geschoben und gezogen werden. Dafür sind die Gebäude und Kirchen im „Heiligen Bezirk“ behindertengerecht angelegt und mit ausreichend Stellplätzen versehen, sind in der Stadt oftmals eigene Wege gekennzeichnet, die anderswo als Fahrradwege genutzt würden, aber hier für diese Transportmittel frei gehalten werden, was in dem bergigen Pyrenäenort nicht ganz einfach ist.

Schwerpunkte

Einen weiteren Schwerpunkt bildet in diesen Tagen zweifellos das Militärische: Sowohl bunte Ausgeh- und Parade-Uniformen als auch der inzwischen weit verbreitete „Flecktarn“ überall – vor allem natürlich im Internationalen Zeltlager und im Bezirk um die Erscheinungsgrotte von Massabielle am Fluss Gave. Abends sieht man die militärische Bekleidung selbstverständlich auch in und vor den Gaststätten, wo im guten Sinne „Verbrüderung“ und der Tausch von Uniformteilen und Abzeichen stattfinden. Hierbei besonders begehrt sind die Soldaten des Papstes, die Schweizergarde, die im Verhältnis zur „Größe“ ihres Vatikan-Staates überproportional vertreten sind. Und für die Freunde von Marsch- und Blasmusik bietet das Zusammentreffen der unterschiedlichsten Militärkapellen fast rund um die Uhr und fast überall in der Stadt vielfältigen Hörgenuss.

Einen dritten Schwerpunkt bildet die Internationalität: Ist Lourdes auch sonst Ziel- und Treffpunkt von Pilgern und Touristen „aus aller Herren Länder“, so wird die Mischung aus Staaten und Kontinenten während der „PMI“ (Pélerinage Militaire International) besonders augenfällig. Da ist es gut, wenn man neben Deutsch vor allem auch Französisch und Englisch beherrscht, und man bedauert ein wenig, dass die alte Kirchensprache Latein nicht mehr zugleich Weltsprache ist.

Militärbischof Mixa lässt sich von den Motorradwallfahrern ihre Pilgerstrecke erläutern und segnet die Gruppe mit ihren „Maschinen“ und Militärdekan Dr. Tischinger.
Foto: © Kompass / Volpers
Wallfahrtsprogramm

Der Programmablauf der gemeinsamen internationalen Termine und der speziell deutschen Veranstaltungen hat sich über viele Jahre bewährt und wird jedes Jahr ein wenig verändert, aber nie völlig umgekrempelt: Wenn bis spätestens Donnerstagabend alle Wallfahrer eingetroffen sind (die meisten mit den Sonderzügen, manche aber auch per Flugzeug oder auf anderen Wegen, eine spezielle Soldatengruppe aus Deutschland mit Motorrädern) wird zunächst das Zeltlager am Rand der Stadt eröffnet. In diesem Jahr beeinträchtigte mal wieder der Regen in der französisch-spanischen Gebirgsregion sowohl den Aufenthalt in den Militärzelten als auch das Programm des ersten Wallfahrtstages. Kreuzwege, Fußwallfahrten und andere Veranstaltungen unter freiem Himmel fielen aus oder mussten verschoben werden.

Drei große Morgenmessen eröffneten die jeweiligen Wallfahrtstage. Jeweils unter Leitung oder Beteiligung von Militärbischof Dr. Walter Mixa gab es Pontifikalämter in der historischen Rosenkranzbasilika, unter freiem Himmel an der Grotte und schließlich in der modernen Basilika Pius X., einer der größten Kirchen der Welt.

Erwähnt seien auch die anderen zentralen Punkte wie Totenehrung, Internationale Militärparade und Eröffnungsfeier, Besuch des Militärbischofs im Zeltlager, Lichterprozession mit den Kranken am Samstagabend und schließlich die Internationale Abschiedsfeier auf der Esplanade, vor dem Eingang zur Rosenkranzbasilika. Gerade diese Veranstaltungen unter freiem Himmel sind immer auch abhängig vom Wetter. So fiel gerade der Abschied am Sonntagnachmittag, der wesentlich von der deutschen Militärseelsorge und vom Luftwaffenmusikkorps 3 aus Münster mitgestaltet wurde, zwar nicht „ins Wasser“, war aber doch durch Dauerregen getrübt. Unter besseren Bedingungen gab dieses Musikkorps unter Leitung von Oberstleutnant Michael Wintering und Hauptmann Timor Chadik wenige Stunden später ein eindrucksvolles Konzert in der modernen Kirche St. Bernadette, ehe der Montag ganz im Zeichen von Abschied und Abreise, wiederum per Zug, Flugzeug, Auto oder Motorrad stand.

Jörg Volpers

Weitere Berichte, Bilder und Videos sind im Internet unter www.katholische-militaerseelsorge.de und www.kmba.de zu finden.