24 |
Glaube – Hoffnung – Liebe: unser Weg zu Gott2. Hoffnung: auf was? | | "Das planmäßig Herstellbare "erhofft" man nicht." Dieses Wort des deutschen Philosophen Josef Pieper macht deutlich, worauf die Hoffnung geht: auf das, was unserem Zugriff prinzipiell, d.h. immer und überall, entzogen ist. Es ist deshalb unsinnig zu sagen: Ich hoffe, dass ich morgen fleißiger sein werde. Denn dieses Ziel kann ich aufgrund der Mitgift meiner natürlichen Kräfte mehr oder weniger problemlos erreichen. Sinnvoll hingegen ist folgender Satz: Ich hoffe, dass ich morgen gesund sein werde. Die Hoffnung richtet sich dabei nämlich nicht auf das, was an mir liegt - die Einnahme von Medizin, gesunde Ernährung usw. - sondern was ich selbst nicht leisten kann.
Neben der beschriebenen innerweltlichen gibt es aber auch das Besondere der christlichen Hoffnung. Sie richtet sich aus auf Gott und das ewige Leben. Deshalb ist das, was christliche Hoffnung meint, nicht angetastet, wenn unsere täglichen kleinen und großen Hoffnungen Fehl schlagen. Denn sie geht im Letzten auf etwas anderes: das Heil. Ein wenig sonntäglich klingt dieser Ausdruck. Und doch ist er ein Zentralbegriff des Christlichen. Geht es in ihm doch um das Ganz-Sein menschlicher Existenz. Zu diesem Richtig-Sein des Menschen trägt die Tugend der Hoffnung aber nur bei, weil sie eine übernatürliche ist, d.h. in Gott ihr Ziel und ihren Grund hat. Anders als etwa die Gerechtigkeit, die wir aus Eigenem üben können, würde eine natürliche Hoffnung den Menschen nicht besser machen. Hoffnung ist deshalb Tugend, weil sie übernatürlich ist.
Diese Tugend der Hoffnung hat zwei Gegner: die Verzweiflung und die Vermessenheit.
Die Verzweiflung - desperatio nannten sie die Alten: Ent-Hoffnung - hat viele Gesichter. Sie besteht in der Abwesenheit der Überzeugung, dass es letzten Endes und auf das Ganze gesehen einen guten Ausgang nehmen werde. Sie kann aber gerade deshalb problemlos mit einem schallenden Optimismus bestehen.
Die Vermessenheit ist das andere Extrem der Hoffnung. Praesumptio nennt es die abendländische Überlieferung, Vorwegnahme der Erfüllung. Der Vermessene lebt so, als sei das Erhoffte bereits verwirklicht. Als stehe nichts mehr aus. Als genaues Gegenteil der Verzweiflung hat sie aber mit dieser gemein, dass sie das Noch-Nicht als dem Strukturgesetz menschlicher Existenz leugnet. Setzt die Verzweiflung dem Noch-Nicht das Nie entgegen, behauptet die Vermessenheit das Schon. So wird aber in jedem Falle verkannt, dass der Mensch nach christlicher Auffassung grundsätzlich viator, d.h. Wanderer auf ein letztes Ziel hin ist.
Dieses Ziel liegt für den Glaubenden indes nicht in im Diesseits von Zeit und Geschichte, nicht in der Herstellung gerechter Sozialstrukturen, sondern ewig darüber hinaus. "Unsere Heimat ist im Himmel" (Phil 3,20). Es ist deshalb angesichts dieses Pauluswortes verwunderlich, wenn in der christlichen Verkündigung heute die jenseitige Dimension des Glaubens - und damit der Gegenstand der Hoffnung - weitgehend ausfällt.
Der Grund der Hoffnung schließlich ist schlicht die Wahrheit unseres Glaubens. Im ersten Korintherbrief zeigt Paulus die Konsequenzen der Auffassung auf, dass es grundsätzlich keine Auferstehung der Toten geben könne und folglich auch Christus nicht auferstanden sei: "Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen."(15,20) Christliche Hoffnung hat deshalb nichts mit Wunschdenken zu tun. Der protestantische Exeget Rudolf Bultmann irrt folglich, wenn er das Wesen der Hoffnung ausschließlich darin sieht, sich "frei der Zukunft zu öffnen". Das Erhoffte bedarf eines Grundes. Und der liegt im Falle der Auferstehungshoffnung in der Vergangenheit: in der wirklichen, d.h. leiblichen Auferstehung Jesu Christi.
Oliver Maksan
|
|
|