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Weihnachtsgrußdes Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Walter MixaWenn wir Weihnachten feiern, feiern wir das Fest des Friedens. Wir feiern einen Frieden, wie wir ihn selbst nicht schaffen können - einen Frieden, der in dieser Radikalität nur ein göttlicher sein kann. So offenbarten die himmlischen Heerscharen den Hirten: "Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade." (Lk 2,14)
Es geht um einen Frieden, der uns anfanghaft, wirklich und wirksam schon geschenkt ist, auf dessen Vollendung wir aber noch hoffen. So könnte man Weihnachten in kurzen Stichworten umschreiben.
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi, der Menschwerdung Gottes. An Weihnachten schlägt sich Gott in einer Weise auf die Seite des Menschen, wie sie der Welt nur als Torheit erscheinen kann. Denn Weihnachten ist keineswegs der Beginn einer machtvoll und glänzend scheinenden Laufbahn: Die Geburt Christi, des Gottessohnes, ist der Anfang seines Weges zum Kreuz. So fällt der Schatten des Kreuzes bereits auf die Krippe - oder man könnte sogar sagen, das Holz der Krippe ist das des Kreuzes. Weihnachten ohne Kreuz wäre Kitsch!
Eine ganz realistische Sicht dieses Festes gewährt uns der Blick auf entsprechende Darstellungen der Ostkirche: Die Krippe, in der das neugeborene Kind liegt, ist zugleich ein Sarkophag, also das Grabgefäß seines Leichnams. Darin liegt also das Kind bereits in Totenbinden.
Der Gedanke an diesen Zusammenhang soll uns natürlich keinesfalls die Freude vergällen, die durchaus unser Gemüt berührt, ja berühren muss. Er soll uns jedoch nicht den Blick auf das Große und Ganze vergessen lassen.
Ja, die Weihnachtsfreude über die Geburt Christi wird erst deshalb zu vollendeter Freude, weil wir wissen, dass sie für uns die neue Geburt über unsere Sterblichkeit hinaus ins ewige Leben bedeutet. Dieses Zusammenhanges gedenkt die Kirche, wenn sie am Geburtstag des Herrn mit den Worten des Lobliedes auf Christus betet: "Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut." (Kol 1,18 f.)
In Christus, dem ewigen Sohn Gottes - "heute ist er geboren als Heiland der Welt" - ist Anfang und Ende allen Seins. An seiner göttlichen Fülle lässt er uns teilhaben. Mit seiner göttlichen Fülle erfüllt er uns und die gesamte Schöpfung und führt sie in seinen göttlichen Frieden.
Ich glaube, dieser Gedanke ist ganz wichtig gerade auch für unsere Soldaten, die ja in einem besonderen Friedensdienst stehen. Wie nur wenige wissen sie, wie fragil, brüchig und leider oftmals vorläufig dieser irdische Friede sein kann, den sie nicht selten unter Einsatz ihrer Gesundheit oder gar ihres Lebens in vielen Ländern verteidigen.
Jeder Einsatz, auch wenn er unter größten Schwierigkeiten stattfindet und vielfach scheinbarem Scheitern ausgesetzt ist, ist immer nur im Zusammenhang mit dem Frieden zu begreifen, der all unserem Bemühen vorausgeht und der dieses letztendlich und letztgültig auffängt und umgreift.
All diese Mühen und die unweigerlich damit verbundenen uns oft überwältigenden Ängste und Zweifel dürfen wir dem Gotteskind an Weihnachten mit in die Krippe legen. Denn aus dieser Krippe, die zugleich sein Grab ist, wird er sich erheben - hat er sich erhoben und uns endgültig in seiner Geburt, seinem Leiden und Sterben und in seiner Auferstehung an sich gezogen, um uns zu retten und zu erlösen.
In diesem Sinne danke ich Ihnen allen von ganzem Herzen und wünsche Ihnen den Frieden und die Freude des menschgewordenen Gottessohnes!
Ihr
Dr. Walter Mixa
Katholischer Militärbischof
für die Deutsche Bundeswehr
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