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Beim Katholischen Militärpfarramt Mittenwald (Teil 2)

Vielfalt im Bundeswehr-Alltag

Militärpfarrer Lehner am Ehrenmal der Gebirgstruppe
Nachdem in Abschnitt 1 (Kompass. Soldat in Welt und Kirche, Januar 2008, S. 14-16) ein Eindruck vermittelt werden sollte, welchen Arbeitsbereich die Militärseelsorge im Werdenfelser Land umfasst und welche Besonderheiten in der Advents- und Weihnachtszeit südlich von München zu erleben sind, berichten wir in dieser Ausgabe nun zusammenfassend vom Alltag in dieser "Urlaubsregion".

Richtig voll wird es rund um das Gebirgsjäger-Ehrenmal am Hohen Brendten vor allem zu Pfingsten, wenn dort der toten Kameraden aus der Gebirgstruppe gedacht und Gottesdienst gefeiert wird. Im Winter geht es hier oben eher ruhig zu, aber der Platz vor dem eindrucksvollen Monument, das 1957 errichtet wurde, bietet dafür neben der Möglichkeit zur Besinnung auch herrliche Ausblicke in die Täler und die Gebirgswelt. So fährt Militärpfarrer Klaus-Peter Lehner auch im Alltag gelegentlich aus Mittenwald hier hinauf.

Aber natürlich kommt es im teilweise unwegsamen Gelände manchmal auch zu Verletzungen einzelner Soldaten. So gehören zu seinem regelmäßigen "Programm" (abwechselnd mit seinem evangelischen Mitbruder und unterstützt durch Pfarrhelfer Martin Mylius) die Besuche auf der Krankenstation. Stabsarzt Günther, einer von fünf Bundeswehr-Ärzten für hier rund 3.500 Soldaten, begleitet ihn teilweise zu den Patienten, die dankbar sind für die Abwechslung, ein gutes Wort oder auch ein offenes Ohr.

Wie im medizinischen Bereich die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Stellen wichtig ist, so legen Militärpfarrer Lehner und Pfarrhelfer Mylius auch großen Wert auf guten Kontakt zur Zivilgemeinde. Nahe liegend ist hierfür die Katholische Pfarrei St. Peter und Paul in Mittenwald, in deren Gebiet beide wohnen und in der sie sich ehrenamtlich engagieren. Eine Besonderheit ist sicherlich, dass die Militärseelsorge im Pfarrbrief regelmäßig einen festen Platz hat und sich so das Zusammenwirken nicht nur auf die "amtliche Schiene" beschränkt, sondern ein gutes Miteinander auch zwischen den Laien, Soldatenfamilien und Gästen besteht. Ein deutliches Zeichen dieses Miteinanders wird jedes Jahr im Advent sichtbar, wenn die Standortgemeinde auf dem örtlichen "Christkindlesmarkt" mit einem großen Stand präsent ist und von zahlreichen Bundeswehr-Angehörigen unterstützt wird.

Einen besonderen Höhepunkt im Jahreskalender des Katholischen Militärpfarramts stellt der Ausflug für und mit behinderten Menschen dar, der ebenfalls erst durch das Zusammenwirken von Hauptamtlichen, von aktiven und ehemaligen Soldaten und von Unterstützern aus verschiedenen Bereichen möglich wird. Das Foto entstand kürzlich, als die Mitarbeiter der "Werdenfelser Werkstätten (Kinder-, Jugend- und Erwachsenenhilfe e. V.)" zu einer Tour auf den Hausberg eingeladen waren. Die kleinen und großen Mühen und Barrieren, die sich ergeben, wenn Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen mit einer Seilbahn und anschließend durch den Schnee ans Ziel kommen wollen, lassen sich nur mit großem personellen Einsatz, manchmal auch mit viel Geduld aller Beteiligten bewältigen. Eindrucksvoll ist das Vertrauen, dass die Gäste gerade den Uniformierten entgegen bringen und wie viel Spaß die bunt zusammengesetzte Gruppe dabei hat. So waren Mitte Januar auch wieder Soldatinnen und Soldaten auf freiwilliger Basis und mit ihrer geeigneten Ausrüstung in Zusammenarbeit mit der Militärseelsorge an der Durchführung der "Special Olympics Bayern", einem großen Behinderten-Wintersportereignis in Garmisch-Partenkirchen, beteiligt.

Insgesamt festigt sich der Eindruck, dass es hier an den Standorten Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau und Murnau einen starken Zusammenhalt im Rahmen der Seelsorge gibt. Die nicht unerheblichen Entfernungen oder die (aus nord- oder mitteldeutscher Sicht) etwas abgelegene Ortslage werden für viele Einheimische, aber auch für diejenigen, die eher zufällig hierher zogen oder versetzt wurden, mehr als ausgeglichen durch eine schöne Landschaft und manchmal das Gefühl von "heiler Welt". Dazu trägt sicher neben der bayerischen auch die katholische Prägung bei, auch wenn - wie Militärpfarrer Lehner es gerne formuliert - gerade in den Streitkräften schon lange nicht nur Katholiken oder andere Getaufte zu seiner Klientel gehören, sondern zunehmend auch (religiös) "naturbelassene" Mitmenschen.

Jörg Volpers


Weitere Bilder
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