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Pfarrhelfer-Erlebnisse aus über dreißig Jahren. Vorgestellt: Anton Lebherz, Kaufbeuren | Anton Lebherz,
Pfarrhelfer im
Katholischen Militärpfarramt
Kaufbeuren | Bereits während seiner Wehrpflicht im Jahre 1971 bekam Anton Lebherz Kontakt mit Militärpfarrer Schipf in Kempten, der ihn durch seine fröhliche Ausstrahlung faszinierte und ihn auf den Beruf des Pfarrhelfers brachte. 1974 wurde er zur Fachausbildung zum Pfarrer bei der Hochschule der Bundeswehr (HSBw) München in Neubiberg abgeordnet. Dort brachte ihm Pfarrhelfer Michael Bösl das Wichtigste bei.
Es ist heute fast unglaublich, aber die ersten Monate hatten Pfarrer und Pfarrhelfer zusammen nur ein kleines Dienstzimmer und so war aus Platzgründen meistens nur einer von beiden an der Dienststelle. Sie bauten die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) auf und bis heute blieb: Es gibt noch immer das jährliche KHG-Fortbildungs-Wochenende, das die Gründungsmitglieder vorbereiten, durchführen und sogar aus eigener Tasche bezahlen.
Als Lebherz dann auf eigenen Wunsch 1977 nach Kaufbeuren in seine Allgäuer Heimat versetzt wurde, war das Aufgabengebiet wieder anders. Es gab noch viele Wehrpflichtige, so dass jedes Jahr mehrere Exerzitienkurse angeboten wurden. Hier war der Pfarrhelfer der so genannte Schäferhund, der verantwortlich war für vollzähliges Erscheinen bei den Vorträgen und Gottesdiensten. Als die Wehrpflicht noch länger dauerte, hatte die Militärseelsorge den Vorteil, dass die Soldaten ihren nachfolgenden Kameraden erzählen konnten, wie schön es bei Exerzitien ist oder welches unvergessliche Erlebnis die Soldatenwallfahrt nach Lourdes hinterlassen hat. Das war die beste Werbung für die Militärseelsorge. Heute muss ein Pfarrhelfer reden wie ein Werbefachmann, um Teilnehmer zu gewinnen (mit Ausnahme der Familien-Wochenenden). Hier hilft Anton Lebherz immer wieder ein Zitat des spanischen Schriftstellers Jorge Semprun: "Man kann jeden Tag etwas finden, das es wert ist, dafür zu kämpfen."
Die Einladungen zu den Gottesdiensten und Veranstaltungen wurden damals noch auf Matrize geschrieben und der Pfarrhelfer musste sehr aufpassen, keine Schreibfehler zu machen (falls es doch passierte, half eine Rasierklinge beim Ausbessern)!
Als kleine Anekdote sei folgende Panne erzählt: Es war vor nicht allzu langer Zeit, da wurde an einem zum Seelsorgebezirk gehörenden Standort die 50-Jahr-Feier begangen. Eine Arbeitsgruppe richtete im Vorfeld die Außenanlage her, denn es sollte eine ökumenische Andacht stattfinden. Militärpfarrer und Pfarrhelfer richteten im Gebäude den Stand her, in dem sich die Katholische Militärseelsorge (KMS) vorstellen sollte. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes warf Lebherz einen kurzen Blick auf die Außenanlage. Ihm blieb fast die Luft weg, als er sah, dass die Arbeitsgruppe an einer Brüstung die Fahne der Katholischen Militärseelsorge so befestigte, dass die Krone des Kreuzes zur Seite zeigte statt nach oben. (Die Fahne der KMS muss quer, die der evangelischen senkrecht aufgehängt werden.) Zwar waren beide Fahnen nun gleich lang, doch "die katholische" sah mit dem quer gelegten Kreuz zum Davonlaufen aus, aber nun war an ein Umhängen nicht mehr zu denken, denn es hatten davor bereits viele Gäste Platz genommen. Es blieb also keine andere Wahl, als die Fahne falsch hängen zu lassen. Es kann wohl jeder dem Pfarrhelfer nachfühlen, dass er dann beim Gottesdienst mit den Gedanken bei der Fahne und weniger bei den Worten der Militärgeistlichen war.
Und schließlich nicht zu vergessen - das Besondere am Standort Kaufbeuren: Die Militärseelsorge hat mit der Marianischen Bürgerkongregation einen Vertrag abgeschlossen, dass die über 500 Jahre bestehende Kirche St. Cosmas und Damian auch als Garnisonskirche mitbenutzt werden kann. In dieser Kirche wurde Anton Lebherz vom Militärpfarrer getraut, sind seine drei Kinder getauft worden und bis heute übernimmt er bei den Militärgottesdiensten den Mesnerdienst, denn für ihn gilt: Arbeiten in Gottes Weinberg, das ist der schönste Sinn des Lebens.
Jörg Volpers
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