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Vertiefungskurs Friedensethik am Institut für Theologie und Frieden in Hamburg

Internationale Teilnehmer diskutieren über ethische Probleme bei militärischen Einsätzen

Intensives Gespräch in der Bibliothek des IThF: Referatsleiter Lothar Bendel, Militärpfarrer Vladislav Mandura (Kroatien), Pastoralreferent Kai-Lars Hinkelmann
Stellen Sie sich vor, Sie wären Soldat einer internationalen Mission und sollen in einem Kriegsgebiet Häuser durchsuchen. In einem Keller halten sich Menschen versteckt. Sie wissen nicht, ob es sich um Soldaten oder Zivilisten handelt. Was würden Sie tun?

19 Militärseelsorger, Soldaten und Polizeiseelsorger trafen sich im April dieses Jahres zu einem einwöchigen Friedensethikkurs in Hamburg, um Fragen dieser Art zu diskutieren. Aus Belgien, den Niederlanden, Kroatien, Spanien, Frankreich, Österreich und verschiedenen Regionen Deutschlands waren die Teilnehmer in die Hansestadt gereist, um Antworten auf ethische Fragen bei militärischen Einsätzen zu suchen. Im diesjährigen Kurs wurden die Kenntnisse des Einführungskurses aus dem letzten Jahr vertieft. Dazu eingeladen hatten das Katholische Militärbischofsamt (KMBA) Berlin und das Institut für Theologie und Frieden (IThF) Hamburg.

Der Kurs hatte zwei Schwerpunkte. Zum einen wurden christliche Texte zum Thema Friedensethik studiert. Es wurde z. B. die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils "Gaudium et spes" auf ihre Aussagen zu den Voraussetzungen des Friedens untersucht. Einen Einblick in die evangelische Friedensethik gab Dr. Dirck Ackermann, Referatsleiter im Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr (EKA) in Berlin. Er sprach über die neue Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen".

Der zweite Schwerpunkt bestand in der Auseinandersetzung mit aktuellen Konflikten und Problemen, wie z. B. die Mission in Afghanistan, die Proteste in Tibet oder die Diskussion um das Luftsicherheitsgesetz in Deutschland.

Mitten aus einem Ausbildungs-camp in den Bergen war der evangelische Pfarrer und Oberstleutnant der Schweizer Armee, Dr. Dieter Baumann, angereist, um für die Militärseelsorger einen Vortrag zu halten. Er stellte seinen Ansatz einer christlichen Ethik für Soldaten vor, nach dem der Soldat sowohl dem nationalen und internationalen Recht als auch seinem Gewissen verpflichtet ist.

Da sich viele der Teilnehmer bereits vom letzten Kurs her kannten, herrschte eine familiäre Atmosphäre. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass nach den Vorträgen und bei den Gruppenarbeiten zum Teil sehr kontrovers diskutiert wurde. Abends gab es die Möglichkeit, den Tag mit einem Gespräch bei einem Glas Bier ausklingen zu lassen. Auch wurde das vielfältige kulturelle Angebot der Stadt in Anspruch genommen. Es gab z. B. eine Ausstellung im Bucerius Kunst Forum über die Versuchung des Hl. Antonius zu sehen.

Andrea Keller