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Liebe Leserinnen und Leser,

Der Lebenskundliche Unterricht gewinnt eine besondere Bedeutung, denn er ist ein hilfreicher und unterstützender Beitrag im Gesamt der Bemühungen um die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten.
Josef König
ethische Grundfragen, die den Dienst der Soldatinnen und Soldaten berühren, waren seit den 50er Jahren Gegenstand lebhafter Debatten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Streitkräfte. Zu erinnern ist dabei nicht nur an die Wiederbewaffnungsdebatte in Deutschland, sondern insbesondere an die heftigen Diskussionen über eine ethische Vertretbarkeit einer auf Abschreckung mit Nuklearwaffen basierenden Verteidigungspolitik und den daraus resultierenden Konsequenzen für das soldatische Handeln. Aufgefangen werden konnte dies u. a. auch deshalb, weil mit der Konzeption der Inneren Führung sowohl der Rahmen als auch der Ort gefunden wurden, um ethischen Grundfragen mit Blick auf den soldatischen Dienst einzubeziehen.

Doch nicht nur innerhalb der Konzeption der Inneren Führung war dafür Platz. Auch in allen anderen Bereichen wie z. B. der historischen und politischen Bildung, den (völker-)rechtlichen Unterrichten und den staatsbürgerlichen Seminaren waren immer Gelegenheiten gegeben, tiefer gehende Fragen an das eigene soldatische Selbstverständnis zu reflektieren.

Mit der Neufassung der bisherigen Grundlagen der Inneren Führung durch die Zentrale Dienstvorschrift 10/1 ist ein weiterer positiver Akzent gesetzt worden. Die darin entwickelten Grundlagen und Grundsätze greifen nicht nur rechtliche, politische und gesellschaftliche Aspekte auf, sondern nennen eigens ethische Grundlagen. Insgesamt sollen diese in verschiedenen Gestaltungsfeldern zur Geltung kommen. Ausdrücklich sind dabei die Seelsorge und die Religionsausübung genannt. Mithin bilden die neugefassten Grundsätze der Inneren Führung bereits jetzt eine ausreichende Basis – und dies auch mit Blick auf eine Ausbildung in ethischen Grundlagen.

In diesem Zusammenhang gewinnt der Lebenskundliche Unterricht eine besondere Bedeutung, denn er ist ein hilfreicher und unterstützender Beitrag im Gesamt der Bemühungen um die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten. An ihm kann aus guten Gründen festgehalten werden.

Im Weißbuch zur Sicherheitspolitik 2006 ist nachzulesen: „Neben ihrer kirchlichen Arbeit erteilen die Militärseelsorger auch lebenskundlichen Unterricht, der ein von der Bundeswehr gewünschtes und gefördertes Angebot an alle Soldatinnen und Soldaten, unabhängig von ihren religiösen Überzeugungen, darstellt. Er bietet einen Rahmen, sich mit sittlichen und ethischen Grundfragen des militärischen Dienstes auseinanderzusetzen und fügt sich damit sehr gut in die Konzeption der Inneren Führung ein.“

Josef König
Chefredakteur