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Podiumsdiskussion der „aktion kaserne“ zur Ethikausbildung in deutschen Streitkräften

General Bentler: „Soldaten brauchen einen moralischen Kompass.“

In einem voll besetzten Veranstaltungszelt innerhalb des Jugendzentrums auf dem 97. Deutschen Katholikentag in Osnabrück führte die „aktion kaserne“ (ak), eine Initiative katholischer Jugendverbände im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), eine viel beachtete Diskussionsveranstaltung durch. Ihr Thema: „Die Bundeswehr – Eine Armee im Einsatz. Chancen und Risiken staatlich verordneter Ethikausbildung“

Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, begrüßte die „lieben uniformierten und nicht-uniformierten Schwestern und Brüder“ als Zuhörer auf dem Gelände der Domschule und betonte, dass er bewusst als (evangelischer) Christ in die Politik gegangen sei. Er stellte klar, dass die Ethikausbildung, die zum Beispiel im Lebenskundlichen Unterricht (LKU), wie er von Katholischen und Evangelischen Militärseelsorgern erteilt werde, nicht zugunsten anderer Ausbildung reduziert werden dürfe.

Militärgeneralvikar Prälat Walter Wakenhut vom Katholischen Militärbischofsamt in Berlin stellte fest: „Der Wertewandel ist eine Tatsache.“ Daher bleibe die Innere Führung für die Bundeswehr eine zentrale Aufgabe, innerhalb der der LKU auf Wunsch der Streitkräfte von Militärseelsorgern durchgeführt werde, zumal es bisher kein spezielles Fach Ethik gebe.

Generalmajor Markus Bentler, Kommandeur der 10. Panzerdivision in Sigmaringen mit vielfältigen Erfahrungen in der Ausbildung von Soldaten und bei Auslandseinsätzen, sah sich „nicht nur für die Rechtfertigung tatsächlicher Missstände zuständig“, sondern auch dafür, von den großen Erfolgen dieser Einsätze zu berichten. Zunehmend fragten Soldaten angesichts der Grenzsituationen und schwierigen Bedingungen dort allerdings nach dem Sinn ihrer Aufgaben, denn „Bundeswehr-Soldaten streben nach dem Frieden“. Daher forderte er einen „moralischen Kompass“ sowie „Mut zur Erziehung und zur Wertevermittlung“ innerhalb der Streitkräfte. Die Aufgaben innerhalb der Bundeswehr hätten sich gewandelt – es gelte weiterhin kämpfen zu können, aber auch zu schützen und zu helfen. Hierbei sei entscheidend, wie sich die Vorgesetzten verhielten und was sie vorlebten. Immerhin gebe es Tausende von Diplom-Pädagogen in den Streitkräften – „ … und ich bin einer davon.“

Abschließend kam auch Dr. Eberhard Schockenhoff, Professor für Moraltheologie in Freiburg, zu Wort. Er stellte heraus, dass es ethische Probleme überall gebe – z. B. in der Wirtschaft. Allerdings müssten besonders Soldaten wissen, was ihr Auftrag ist und warum sie wo eingesetzt werden. Ihm sei wichtig, dass grundlegende Normen des Völkerrechts weiterhin auch in Kriegszeiten gelten. Als hilfreich in der Vorbereitung von Soldaten auf mögliche Einsatz-Szenarien und unausweichliche Entscheidungen unter Zeitdruck benannte er die „Konstanzer Dilemma-Methode“, die aber nur im Zusammenhang mit ethischer Bildung als Querschnittaufgabe, als Gemeinschaftsaufgabe von Offizieren und Mannschaften, funktionieren könne.

Militärgeneralvikar Wakenhut berichtete im weiteren Verlauf der Diskussion aus seiner Erfahrung, dass immer häufiger junge Soldaten in der Bundeswehr erstmals mit Pfarrern und Seelsorgern (als Ethikausbildern) in Kontakt kämen. Dann zeige sich aber, dass Militärseelsorger nirgendwo so gefragt seien wie im Einsatz.

Jörg Volpers