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Eliten in der Transformation von Gesellschaft und Bundeswehr | Wiesendahl, Elmar (Hrsg.): Eliten in der Transformation von Gesellschaft und Bundeswehr, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-76479-9, 18,- € | Wer bei „Eliten“ bisher nur an Exzellenzcluster deutscher Hochschulen denkt oder wie der Gewerkschaftsvorstand Möllenberg nur von der „Gier der sogenannten Eliten“ (gemeint ist u. a. Ex-Postchef Zumwinkel) spricht, dem sei dieses Buch über Funktions-, Macht-, Wert- und Verantwortungseliten empfohlen. Es greift die seit 1990 in Deutschland neu entfachte Diskussion um Eliten auf und fokussiert sie auf die Transformationen in Gesellschaft und Bundeswehr. Die Frage der Kritiker, ob Elitenbildung demokratischen Maß-stäben genügt, spielt dabei kaum noch eine Rolle. Das Buch dürfte aber nicht nur diejenigen interessieren, die mehr über Eliten wissen wollen, sondern auch diejenigen, die die Transformation als das Leitziel der Bundeswehr besser verstehen und umsetzen möchten. Bringen Eliten Wandel und Reformen in Gang und wenn ja, welche Rolle spielen sie? Oder ist es doch eher so, dass weit reichende Umbrüche (wie z. B. die deutsche Wiedervereinigung) „nicht von Gegen-, Führungs- oder Verantwortungseliten verursacht, sondern von tatkräftigen Massen geprägt und beeinflusst wurden“ (44)?
Die Beiträge des Sammelbandes, die auf eine gleichnamige Tagung an der FüAkBw vom Juni 2006 zurück gehen, kreisen im Kern immer wieder um die Frage, welche Kompetenzen Männer (und die wenigen Frauen) in Schlüsselstellungen benötigen und wie Funktions- zu Verantwortungseliten (im Sinne von Werteliten) werden. So postuliert Brigadegeneral Schreiner die militärischen Funktionseliten gleichzeitig als Werteliten, deren Rahmen die Unternehmenskultur der „Inneren Führung“ bildet. Ob allerdings die Forderung Schreiners nach Auto-Transformation allen „Ein- bis Vier-Sternern“ bewusst ist, sei dahin gestellt. Die Innere Führung als Garant, diese Werte durchzusetzen und zu leben, scheint seiner Meinung nach bei einigen Führungskräften irrelevant geworden zu sein. Oberst i. G. Thiele stellt ebenso deutlich fest: Der Transformation stehen Führungskräfte entgegen, die gerne am Bisherigen festhalten und vom Alltagsbetrieb aufgesaugt werden. „Wenn wir Aufbruchstimmung erzeugen wollen, dann müssen wir Visionen kommunizieren, nicht Organigramme“ (77).
Welche Werte von Eliten wirklich erwartet werden, deutet sich in dem Buch nur vereinzelt an (Orientierung an einem christlich-abendländisch und demokratisch geprägten Menschenbild; „Verständigung, Wahrhaftigkeit und Überzeugung“, 111).
Was hat die Kirche mit all dem zu tun? Ihre Funktionseliten können Impulse setzen, und, noch entscheidender, in den eigenen Reihen und Spitzenpositionen mit gutem Beispiel voran gehen, wie Gesellschaft und deren Institutionen auch an den Schaltstellen der Macht ethisch und sozial verbindliche, aus der christlichen Botschaft gewachsene Maßstäbe aufstellen und nach diesen Regeln handeln können. Die Gefahr bleibt, dass „weiche Fragen der Ethik und Moral in den Zuständigkeitsbereich von nicht greifbaren Werteliten verwiesen werden“ (195). Da könnte es Eliten leicht fallen, sich auf Machtausübung zu konzentrieren und moralische Defizite in Kauf zu nehmen. Leistung und Moral müssen in Beziehung gesetzt werden. Das Buch gibt auch darauf keine oder nur ungenügend („Rückbindung der Eliten an das Gemeinwohl“) Antworten. Philosophie und Ethik als Metadisziplinen könnten hier unterstützen. Die christliche Sozialethik gibt es schließlich nicht erst seit der Elitendiskussion.
Petra Hammann
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