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Für wen schlägt mein Herz?Der Mensch ist ein soziales Wesen | Pfr. Magnus Weiger,
Katholischer
Militärpfarrer im
Nebenamt
für den Standort
Laupheim | Er stammt aus der liebenden Gemeinschaft von Mann und Frau und ist von Anfang an nicht ohne Bindungen an andere Menschen existenzfähig. Vermutlich liegt es genau an dieser Wesenseigenschaft des Menschen, dass Solidarität für uns Menschen überlebenswichtig ist. Solidarität bedeutet aber im Normalfall nicht mehr unparteiisch zu sein, sondern ganz klar Partei zu ergreifen und sich hinter eine bestimmte Sache oder Person zu stellen.
Das klingt zunächst sehr einfach, doch im Lebensalltag stellt sich dann doch recht schnell heraus, dass bei uns Menschen zwei Herzen in einer Brust schlagen können. Denken wir z. B. an die Olympischen Spiele in China: Einerseits fühlen wir uns mit dem religiös und kulturell unterdrückten Tibet solidarisch - andererseits wollen wir voller Freude die sportlichen Wettkämpfe mitverfolgen. Auf der einen Seite fühlen wir uns mit den Milchbauern und ihren finanziellen Nöten solidarisch - auf der anderen Seite bedeutet jeder Cent Mehrkosten für die Milch aber auch einen Verzicht auf andere Güter. Und in der neuen Welt der globalisierten Märkte ist es inzwischen überhaupt sehr schwierig geworden, solidarisch mit den Menschen anderer Länder zu sein und nicht (ohne es zu ahnen) womöglich selbst zum Ausbeuter und Unterdrücker zu werden. Von vielen Dingen wissen wir gar nicht, unter welchen Umständen sie hergestellt worden sind.
Kümmert es uns beispielsweise, dass die Grabsteine, die wir in Deutschland hauptsächlich aus Indien importieren, teilweise in Kinderarbeit produziert werden? Kümmert es uns, dass für eine Schiffsladung aus China importierter Kohle ein Bergarbeiter sein Leben lassen musste? Solidarität weltweitDas sind nur einige wenige Beispiele, wo unsere Solidarität und Konsequenz im Handeln gefragt sind. Die Liste ließe sich fast endlos erweitern. Diese Liste wäre vermutlich so groß, dass man sich fragen muss, ob das überhaupt noch erträglich sein kann und ob man nicht sogar ehrlicherweise einräumen muss, dass uns Menschen in diesem Punkt einfach Grenzen gesetzt sind.
Auch wenn es uns manchmal überfordert, aber von Jesus können wir jene Solidarität lernen, die für ein glückendes Zusammenleben notwendig ist: Jesus hat das Leid seiner Mitmenschen nicht kalt gelassen - er hat sich insbesondere für jene eingesetzt, denen es schlecht ging, ja er hat letzten Endes sogar sein Leben aus Liebe für uns Menschen geopfert. Gottes Solidarität und SympathieSomit ist eines - Gott sei Dank - klar: Gottes Solidarität und Sympathie mit uns Menschen kennt keine Grenzen. Er sandte seinen Sohn in unsere menschliche Wirklichkeit, um uns zu zeigen, wie groß seine Sympathie für uns Menschen ist. Gottes Herz schlägt für uns Menschen.
An dieser göttlichen Sorge für den Mitmenschen können auch wir Anteil nehmen, wenn wir unsere Augen vor der Realität nicht verschließen und beispielsweise durch einen kritischen Konsum, der sich nicht vor unbequemen Fragen drückt, deutlich machen, dass auch unser Herz nicht nur für uns selbst, sondern für andere Menschen schlägt.
Pfr. Magnus Weiger
Katholischer Militärpfarrer im Nebenamt für den Standort Laupheim
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