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NachgefragtMehr Andacht oder mehr Party? | | 25.000 Soldaten aus 40 Ländern haben sich in Lourdes zur Internationalen Soldatenwallfahrt getroffen. Mit dabei war auch Michael Hinterholzer aus Eichenau. Der 19-Jährige leistet gerade seinen Grundwehrdienst in Pöcking am Starnberger See. Der Süddeutschen Zeitung (SZ) schilderte er seine persönlichen Erfahrungen.
SZ: Mal ehrlich, was steht für die Soldaten im Vordergrund: die Andacht oder die Party?
Hinterholzer: Zu zwei Dritteln ist es Besinnlichkeit, zu einem Drittel Party. Für mich ist das zumindest so, aber es kann schon sein, dass ich ein bisschen andächtiger bin als andere.
SZ: Was war bisher das beeindruckendste Erlebnis?
Hinterholzer: Natürlich werden die großen Gottesdienste in der Basilika oder die Lichterprozession mit zehntausenden Teilnehmern im Gedächtnis bleiben. Auch der Kreuzweg hat mich berührt, da bekommt man schon mal Gänsehaut. Aber das Schönste hat eigentlich mit Religion nichts zu tun.
SZ: Sondern?
Hinterholzer: Es hat mir sehr gefallen, dass man hier über alle Dienstgrade hinweg eine große Gemeinschaft ist. Da darf man plötzlich auch mal einen Oberstleutnant duzen. Lourdes macht irgendwie alle gleich.
SZ: Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung und Militärbischof Walter Mixa?
Hinterholzer: Geduzt habe ich die natürlich nicht, aber beide haben sich viel Zeit für die einfachen Soldaten genommen. Mit denen konnte man ganz normal reden. Ich habe mich mit beiden fotografieren lassen und mir Autogramme geholt.
SZ: Als Soldat erleben Sie Lourdes wohl ganz anders als die vielen kranken Menschen, die hier Hoffnung suchen.Hinterholzer: Das stimmt, aber deshalb habe ich extra einen Tag lang eine Krankenbetreuung übernommen und einen Patienten ständig begleitet. Das war heilsam. Lourdes ist der richtige Ort, um sich klar zu machen, wie gut es einem selber doch geht.
Mit freundlicher Genehmigung: Süddeutsche Zeitung vom 26. Mai 2008
Interview: Roman Deininger
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