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Fast 60 Jahre verschollenNun wieder im Gebrauch der MilitärseelsorgeMit aller Selbstverständlichkeit - ohne großes Aufheben und damit ganz unbemerkt - sind am Geburtstag des Katholischen Militärbischofs in seiner Berliner Kurie Kelch und Patene der "Kath. Militär-Gemeinde Berlin" erstmals wieder in einer Hl. Messe der Katholischen Militärseelsorge verwendet worden. Über 60 Jahre waren beide als zentrale Gegenstände der Eucharistiefeier nicht mehr genutzt worden, nachdem die Katholische Militärgemeinde mit Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Existenz aufgeben musste. Der neogotische Kelch gehörte zusammen mit der Patene (Hostienteller) zur liturgischen Erstausstattung der 1897 geweihten Garnisonkirche "St. Johannes Baptist" in Berlin, die 1906 mit dem Titel "Basilica minor" ausgezeichnet wurde.
| | In seiner äußeren Gestaltung gibt der schlichte Kelch (Silber vergoldet, Höhe 21,6 cm) allerdings keinen sichtbaren Hinweis auf seine Provenienz aus der Hauptkirche der Katholischen Militärseelsorge in Preußen. Über einem schmucklosen Sechspass-Fuß mit Stehrand (Durchmesser 14,4 cm) erhebt sich der Schaft, beginnend in einem breiten Ring, der mit seiner einfachen, in regelmäßige Segmente unterteilten Gliederung zum Nodus (Knauf), verziert mit arkanthusartigen Blättern, überleitet. Durch einen über dem Nodus aufliegenden, ebenfalls segmentierten schmaleren Ring wird der Schaft fortgeführt. Er scheint in einem kurzen Lamellenring zu enden, in dem die schalenförmige nach unten spitzbogig zulaufende Kuppa (Dm. 10,5 cm) liegt. Erst wenn man die Unterseite des Kelchfußes betrachtet, entdeckt man auf dem Stehrand eingraviert die zum Teil abgekürzten Worte: "Kath. Militär-Gem. Berlin."
| | Auch die Patene, die auf dem Rand der Oberseite die Gravur eines kreisförmig eingerahmten gotischen Kreuzes auf Strahlengrund trägt, zeigt auf dem Rand der Unterseite die eindeutige Provenienzangabe mit den groß eingravierten Worten: "Kath. Militär Gemeinde Berlin".
Für fast ein halbes Jahrhundert gehörte beides zum unverzichtbaren liturgischen Gerät in den Gottesdiensten der Berliner Katholischen Militärgemeinde in der Sankt-Johannes-Basilika, zunächst Garnisonkirche des Preußischen Feldpropstes und seit 1938 Heeresbasilika des Katholischen Feldbischofs der Wehrmacht. Nachdem seit März 1945 im schwer umkämpften Berlin keine Gottesdienste in der Kirche mehr gefeiert werden konnten, wurde das liturgische Gerät der Heeresbasilika durch den Küster sichergestellt.
| | In den folgenden 55 Jahren haben Kelch und Patene in Privatbesitz überdauert, bis sie im Jahre 2000 an das Erzbistum Berlin übergeben wurden. Anlässlich des 65. Geburtstages und der Ernennung des Militärgeneralvikars Walter Wakenhut zum Apostolischen Protonotar erhielt die Katholische Militärseelsorge - seit 2000 wieder mit Sitz in Berlin - im Jahre 2007 Kelch und Patene als Geschenk vom Erzbistum Berlin.
Auch wenn es keine institutionelle Kontinuität von Preußischer Feldpropstei über die Wehrmachtseelsorge bis zur Militärseelsorge in der Bundeswehr gibt, so stehen Kelch und Patene der Katholischen Militärgemeinde Berlin doch für eine geistliche Kontinuität in der Seelsorge unter Soldaten.
Dr. Monica Sinderhauf
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