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Parlamentsarmee Bundeswehrvon Reinhold Robbe | | Als ich bereits im Alter von 15 Jahren einer politischen Partei beitrat, war das nichts Unüberlegtes. Für mich stand damals schon fest, dass ich meinen - wenn auch kleinen und zu der damaligen Zeit noch nicht sehr konkreten - Beitrag dazu leisten müsse, dass sich die Hitler-Diktatur niemals wiederholen könne. Auch war ich der festen Überzeugung, dass gerade Christen in diesem Zusammenhang eine besondere Verantwortung tragen. An dieser, meiner politischen "Triebfeder" hat sich im Grunde bis heute nichts geändert. Gerade deshalb hat mich die Debatte um das diesjährige öffentliche Gelöbnis am 20. Juli vor dem Reichstag in besonderer Weise berührt. Hinzu kam, dass ich selbst gebeten wurde, in Potsdam auf einer offiziellen Gedenkveranstaltung für den hingerichteten Widerstandskämpfer Henning von Tresckow die Gedenkrede zu halten.
Während eines unangemeldeten Truppenbesuches hatte mich telefonisch die Nachricht erreicht, dass ein Sachbearbeiter des Bezirksamtes Berlin-Mitte die Durchführung des öffentlichen Gelöbnisses auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag mit einer - zumindest aus meiner Sicht - äußerst fragwürdigen Begründung abgelehnt habe. In einer Gesprächsrunde mit Soldatinnen und Soldaten stellte ich spontan die Frage in den Raum, ob dies jemand nachvollziehen könne. Erwartungsgemäß schüttelten alle mit den Köpfen und zeigten sich von dieser Entscheidung enttäuscht.
Auch ich hielt gegenüber den Soldaten nicht mit meiner Meinung hinterm Berg. Gerade vor dem Hintergrund des vom Bundespräsidenten festgestellten "freundlichen Desinteresses" unserer Gesellschaft an dem, was unsere Streitkräfte im Auftrag des Deutschen Bundestages überall in der Welt leisten, konnte man beim besten Willen für die Absage kein Verständnis aufbringen. Hinzu kam noch das besondere Datum des geplanten Feierlichen Gelöbnisses - am 20. Juli, dem Tag des Widerstandes gegen die Hitler-Diktatur. Diese doppelte Symbolik, nämlich Parlamentsarmee und Bundeswehr in der Tradition des militärischen Widerstandes gegen Hitler, unterstrich die berechtigte Entrüstung und Empörung.
Umso erfreuter war ich dann über das Einlenken der Berliner Behörden, die offensichtlich auf den vielstimmigen Protest reagiert hatten. Die Bundeskanzlerin und der Außenminister sorgten durch ihre Teilnahme dann auch dafür, dass die Irritationen bei den Soldatinnen und Soldaten weitestgehend wettgemacht wurden. Und der Festredner Altkanzler Helmut Schmidt gab den angetretenen Rekruten eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: "Dieser Staat wird euch nicht missbrauchen!"
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