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Wilhelm Sager: Fluss ohne Mündung

Wasser ist ein kostbares Gut. Es ist eine lebens- und überlebenswichtige Ressource, deren Wert immer mehr zunimmt. Gleichzeitig steigen auch die sicherheitspolitischen Interdependenzen, weil der Klimawandel dem Wasser in vielerlei Hinsicht eine neue Rolle zuweist: Es gerät immer deutlicher in den Fokus einer weltweit zu organisierenden Sicherheits- und Lebensvorsorge. Deshalb und nicht von ungefähr hat Wilhelm Sager, ehemaliger Stabsoffizier der Bundeswehr und heute freier Publizist, für seine Ausarbeitung den Dreiklang "Klimawandel - Wassermangel - Sicherheit" gewählt.

In seinem Band "Fluss ohne Mündung" stellt Sager nach einer allgemeinen Übersicht über hydrologischen Kreislauf, Niederschlagsverteilung und versiegendes Wasser verschiedene Kontinente, Regionen und Staaten dieser Welt vor, in denen Wasser und vor allem Fluss-Systeme und Küstenregionen lebensbestimmend sind oder drohen, Lebensqualität einzuschränken oder zu vernichten. In diesen Darstellungen - mit vielen Grafiken - weist Sager immer wieder auf dramatische Auswirkungen auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und geopolitische Folgen hin und stellt die Zusammenhänge vor. Schnell tauchen die bereits bekannten Phänomene auch hier auf: Armut, Migration, Vertreibung bis hin zu lokalen Konflikten mit der Tendenz, sich zu regionalen Auseinandersetzungen auszuweiten.

Sager stellt neben den Gefährdungen durch Wasserknappheit, Missbrauch von Ressourcen und Raubbau an der Umwelt auch die Perspektiven vor, die sich durch den Klimawandel immer deutlicher erkennen lassen. Dazu zählen Überschwemmungen und der Anstieg der Meeresspiegel. Und schließlich stellt Sager die wirklich wichtigen Fragen an das aktuelle Sicherheitsverständnis, das ja längst immer auch international und inzwischen weltweit strukturiert ist: "Was geschieht an den Küsten Bangladeschs, Gambias, Senegals, des Golfs von Guinea oder im Nildelta, wenn der Meeresspiegel steigt? Was sind die Folgen, wenn die Reisernten in China und Indien aufgrund der globalen Erwärmung geringer ausfallen als bislang? Was, wenn Millionen Menschen schleichend oder schlagartig ihr Land verlassen und in Regionen abwandern, die sie für aussichtsreicher halten, und die sie dann häufig schon als dicht besiedelt vorfinden?"

Insoweit gewinnt Sicherheitspolitik eine zusätzliche Qualität, die in Verbindung mit den übrigen Dimensionen - Politik, Ökonomie, Gesellschaft, Kultur und Militär - eine ausgeweitete Vorsorge und Reaktion verlangt. Denn es gelte, so Sager, zu erkennen, "dass ungerechte Ressourcenverteilung zwar kurzfristig Gewinn und Vorteil bedeuten kann, langfristig jedoch meist hohe Destabilisierungsrisiken in sich birgt, die nur zu schnell aus der betroffenen Region auf andere übergreifen können."

Zum besseren Verständnis dieser komplexen Problematik, ihrer Ursachen, Wirkungen und der ihr innewohnenden Herausforderungen dient dieser hochinformative Band von Wilhelm Sager in herausragender Weise.

Franz H. U. Borkenhagen

Sager, Wilhelm: Fluss ohne Mündung.
Klimawandel - Wassermangel - Sicherheit.
Bouvier, Bonn 2008; 256 S.,
€ 19,90; ISBN 978-3-416-03140-0