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Durch mein Leben Zeugnis geben | Pastoralreferentin Veronika Füllbier,
Katholisches Militärpfarramt Sonthofen | Neulich im Lebenskundlichen Unterricht: Bei der Vorstellungsrunde sagt jeder kurz, ob er schon Berührungspunkte mit der Militärseelsorge hatte. Ein junger Feldjäger erzählt: "Ich kenne unseren Pfarrer. Der macht bei uns immer die Weihen für die Eskorte!" Auf meine Nachfrage hin erklärt er: "Der tauft die Motorräder!"
Auch wenn normalerweise nur Menschen geweiht und getauft werden, die Fahrzeuge aber gesegnet - ich bin immer wieder überrascht, wie die christliche Praxis und die christlichen Werte innerhalb der Bundeswehr präsent sind. Dabei beeindrucken mich die ungetauften oder - nach eigener Einschätzung - atheistischen Soldaten, die versuchen, die Werte zu leben, die eigentlich den Christen erkennbar machen sollten.
So fragte mich einmal ein junger Hauptmann, ob sein Kind getauft werden könne. Seine Frau und er seien atheistisch erzogen und für sie selbst sei es auch zu spät. Sie fänden aber die christlichen Werte gut. Deshalb möchten sie, dass ihr Kind das Christentum kennen lernt, damit es sich später selbst entscheiden kann. Die Eltern haben erkannt: Ins Christentum wächst man am einfachsten hinein. So kann man Erfahrungen machen, Wissen sammeln und Menschen kennen lernen, die im Vertrauen auf Gott leben.
Viele Soldatinnen und Soldaten begegnen aber erstmals in der Bundeswehr bekennenden Christen. Manch einer von diesen versucht etwas von dem erfahrbar zu machen, was ihn selbst trägt.
"Vorbildlich" leben
Ich denke da an einen lebenserfahrenen Hauptmann, der für sich und seinen Hörsaal auf dem Übungsplatz jedes Mal einen Feldgottesdienst organisiert. Die jungen Lehrgangsteilnehmer schätzen ihn, weil er ein engagierter Ausbilder ist, der sich bei Bedarf für jeden Zeit nimmt. Sie wissen, dass er ihnen die Erfahrung eines Gottesdienstes ermöglichen will, weil er weiß, wie viel Halt das gerade im Einsatz und in schwierigen Lebenssituationen geben kann. So nehmen alle am Gottesdienst teil, auch wenn sie keine dienstlichen Vorteile erwarten können und der eine oder andere sonst nicht dabei wäre.
Dies bietet die Chance, einen so interessanten Gottesdienst mit anschließender Zeit zur Begegnung anzubieten, dass die Soldatinnen und Soldat nachher sagen: "Das ist eine gute Sache! Da geh‘ ich wieder hin!"
Gefragt sein - gefragt werden
Kirche unter den Soldaten muss heute vor allem einladend sein! Wenn jemand Hilfe braucht, spielt es keine Rolle, ob er konfessionell gebunden ist. Wir sind für die Menschen in der Bundeswehr da. An uns liegt es, uns als gute Gesprächspartner im Unterricht und in Einzelgesprächen einen Namen zu machen.
Soldatinnen und Soldaten erfahren: Hier hört mir jemand zu, der verschwiegen ist. Hier hilft mir jemand uneigennützig. Viele merken auch: Die Menschen, die ihr Leben Gott anvertrauen, schöpfen aus einer Quelle Kraft, die anderen nicht zur Verfügung steht. In kurzen Begegnungen dürfen wir davon Zeugnis geben. Vielleicht weckt das Interesse und steckt an.
Ich freue mich immer, wenn sich jemand für den Glauben interessiert. Oftmals spüre ich aber auch eine große Scheu, die in der Angst begründet ist, "bekehrt" zu werden oder in Dingen der Religion als "Analphabet" dazustehen.
Da heißt es: Sich erst als Mensch vertrauenswürdig erweisen, immer wieder neu. Außerdem: Antworten, wenn wir gefragt werden. Nicht zuletzt durch das Zeugnis unseres Lebens und Handelns regen wir dazu an, zu fragen.
Leben wir so, dass wir gefragt werden, was uns trägt! Dazu wünsche ich uns allen Gottes Kraft und Führung!
Pastoralreferentin
Veronika Füllbier,
Katholisches Militärpfarramt Sonthofen
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