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Das einzige Katholische Militärpfarramt in Sachsen-Anhalt | Gesprächspartner beim „Bibel-
Frühstück“ in Burg: der Katholische
Militärpfarrer Andreas Ginzel
(links) und der Evangelische
Militärpfarrer Friedrich Gebhardt
(3. von links) | Pfarrer Andreas Ginzel ist nicht nur alleine als Katholischer Militärpfarrer mit Sitz in diesem lutherisch bzw. konfessionslos geprägten Bundesland, sondern auch seit rund eineinhalb Jahren ohne Pfarrhelfer oder Pfarrhelferin vor Ort. Dennoch zeigt er – wenn er nicht gerade, wie zuletzt vor wenigen Monaten in Kabul, im Auslandseinsatz ist – Präsenz an seinen Standorten Burg und Magdeburg, Altengrabow, Blankenburg / Harz, Dessau, Havelberg, Klietz und Letzlingen.
Frühstück mit der Bibel
Aber wenn es um das allmonatliche, ökumenische „Bibel-Frühstück“ in Burg geht, dann muss er mal wieder „Mädchen für alles“ sein: die Bibelstelle auswählen und kopieren, die Bibelarbeit vorbereiten, aber auch für das Frühstück einkaufen, die Tische decken und dafür sorgen, dass morgens um 7:30 Uhr nicht nur der Kaffee pünktlich auf dem Tisch steht. Natürlich wechselt er sich hierbei ab mit seinem Büronachbarn, dem Evangelischen Militärpfarrer Friedrich Gebhardt, und erhält gelegentlich Unterstützung von ihm, Pfarrhelfer Holger Kartheus oder zeitweise auch von einem Geschäftszimmer-Soldaten. Jedoch ist die Diaspora-Situation deutlich wahrzunehmen und auch die Schwierigkeit, die passende Pfarrhelferin einzustellen, wenn eigentlich nur jemand aus dem Stellenpool dorthin versetzt werden darf.
| | Der Lebendigkeit in der täglichen Seelsorge tut dies jedoch keinen Abbruch – vielleicht fördert es sogar manchmal das ehrenamtliche Engagement und die Selbstständigkeit der christlichen Soldaten. Wird der Kompass-Redakteur an der Wache noch mit Unkenntnis und Überraschung empfangen („Wo soll dieses ‚Biber-Frühstück’ sein?“), erlebt er im Andachts- und Besprechungsraum, der zugleich über eine Kücheneinrichtung verfügt, eine diesmal kleine, aber aufgeweckte und wirklich ökumenisch zusammengesetzte Runde aus Soldaten und Reservisten. Die Anwesenden lesen den kompletten, kurzen Philipperbrief nicht nur reihum vor, sondern scheuen sich auch nicht, viele Fragen zu stellen und ihre Meinung deutlich zu äußern.
Natürlich bleibt es nicht allein beim Brief des Apostels Paulus, sondern es wird am Rande auch über Familienfreizeiten informiert, über die Situation der Konfessionen und die Militärseelsorge allgemein gesprochen sowie der kürzlich stattgefundene Tag der Offenen Tür thematisiert, an dem sich die „Kirche unter den Soldaten“ mit einem Gottesdienst und Infoständen beteiligte. Gelegentlich fließen auch Pfarrer Ginzels Erfahrungen aus seiner „Freizeit-Gemeinde“ ein, wie er die Pfarrei nennt, in der er an Wochenenden mithilft, und auch aus seiner Einsatzbegleitung in Afghanistan.
Neben der Bürotätigkeit, dem Sichten der Post, dem Beantworten von Anrufen, die selbstverständlich ohne Pfarrhelfer auch etwas umfangreicher ausfallen, steht an diesem Tag noch ein völlig anderer Termin an:
| | Seelsorge auf dem Bildschirm?
Das MDR-Fernsehen hatte für seine wöchentliche Sendung „Sachsen-Anhalt spezial“ einen Militärseelsorger gesucht, der selbst bereits im Auslandseinsatz war, zugleich aber auch Erfahrung mit Familienbetreuung in der Heimat hat, weil „seine“ Soldaten öfter weit fort sind. Der Redaktionsfeldwebel beim Landeskommando Sachsen-Anhalt in Magdeburg hatte den Kontakt zu Militärpfarrer Andreas Ginzel hergestellt, der 2006 in Kunduz und gerade 2008 erst in Kabul gewesen war. In dem 6-Augen-Gespräch von Pfarrer, Hauptfeldwebel und freiem Mitarbeiter des Mitteldeutschen Rundfunks wird schnell deutlich, wo die Schwierigkeiten bei der Berichterstattung im Fernsehen liegen werden und dass die Aufnahmen nicht so schnell erfolgen können wie erhofft.
Der „Fernsehmensch“, der rasche Redaktionsarbeit gewöhnt ist, muss einsehen, dass sowohl die Bundeswehr-Dienstpläne als auch die festen Termine der Militärseelsorge langfristig, oft quartalsweise festgelegt sind. Außerdem kennt der „Öffentlichkeitsarbeiter“ der Streitkräfte die Einschränkungen, wann und wo nicht gefilmt werden kann oder darf. Wenn also keine Szenen künstlich gestellt, sondern „echte“ Reportagen gedreht werden sollen, werden die drei Gesprächspartner sich noch häufiger treffen und Details absprechen müssen. Und der Redakteur wird vieles gesprächsweise oder in Interviewform – vor allem aus den Einsatzgebieten – erschließen und darstellen müssen.
Dies trifft durchaus die Erfahrungen sowohl des Redaktionsfeldwebels als auch des Pfarrers: Seit die Bundeswehr auch im Ausland tätig ist und die Militärseelsorge die Soldaten dort konsequent begleitet, ist das Interesse der Öffentlichkeit, vertreten durch die Medien, spürbar gewachsen.
Jörg Volpers
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