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Heimat im Glauben – weltweit (Teil 2)

Fortsetzung aus Kompass. Soldat in Welt und Kirche, 09/08

Begegnung des Leiters der Zentralstelle „Weltkirche“ der Deutschen Bischofskonferenz, Alfons Mappes, mit Mutter Teresa (1910–1997), Gründerin der Ordensgemeinschaft „Missionarinnen der Nächstenliebe“, um 1986
Alfons Mappes, der am 18. September 90 Jahre alt geworden wäre, war nicht nur ein „Militärseelsorger der ersten Stunde“, sondern als erster Leiter des Referates „Kirche und Gemeinde“ zuständig für den Auf- und Ausbau der Seelsorge in den Auslandskommandos der Bundeswehr. Das ließ ihn schon früh den Blick weiten auf die Weltkirche hin. Davon zeugt auch das hier abgedruckte Logo, das er später als Leiter der Zentralstelle Weltkirche in seinem Briefkopf führte.

Neben der engagierten Sorge um die seelsorgerliche Betreuung der Bundeswehrsoldaten in den Auslandskommandos widmete sich Militärdekan Mappes mit nicht weniger Eifer dem Auf- und Ausbau der Laienarbeit in der Katholischen Militärseelsorge. Seit dem II. Vatikanischen Konzil sollte die Laienarbeit in allen Jurisdiktionsbereichen eingerichtet werden. Auch hier beschränkte er sich nicht nur auf die Standorte der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland. Er gehörte zu den Mitbegründern des „Apostolat Militaire International“ (AMI), womit die kirchliche Laienarbeit aus den engen Grenzen der nationalen Militärkirchengemeinde in den weltkirchlichen Rahmen hineingerückt wurde.

Überhaupt konnte man Einseitigkeit und Begrenztheit Alfons Mappes gewiss nicht zuschreiben. Seit 1968 reiste er zunächst in seiner Eigenschaft als zuständiger Militärgeistlicher für alle im Ausland stationierten Bundeswehrangehörigen regelmäßig mindestens einmal in jedem Jahr in mehrere Staaten des afrikanischen Kontinents. Sein seelsorgerliches Interesse galt allerdings nicht nur den deutschen Soldaten, sondern auch den Entwicklungshelfern kirchlicher Organisationen oder Angehörigen deutscher Firmen (aus West wie aus Ost). Auch besuchte er immer die Angehörigen der deutschen Botschaften, die Vertreter der Ortskirchen und von Missionsstationen.

Alfons Mappes bei einem seiner vielen Besuche auf dem afrikanischen Kontinent, hier im Anschluss an einen Gottesdienst in einer Gemeinde in Uganda, ohne Datum (vor 1988)
Eine Reihe von Erlebnisberichten, die Mappes während seiner Reisen an Militärgeneralvikar Dr. Martin Gritz (1916–2002, MGV 1962–1981) schickte, geben einen unmittelbaren Einblick in die vorgefundenen Verhältnisse. Sie lassen zugleich erkennen, warum er keine Mühen und Strapazen scheute, um in ungebrochener Regelmäßigkeit die kleinen deutschen Gemeinden und darüber hinaus ihre Gastländer zu besuchen. 1978 schrieb er an Gritz: Im übrigen bin ich dort auch bei den Einheimischen schon lange kein Fremder mehr. Mit dem Bischof, ..., bin ich befreundet. Der Staatspräsident stellt Wagen und Fahrer. In über 20 Jahren sammelte er auf diese Weise reiche Eindrücke von Land und Leuten eines großen Kontinents mit vielen noch jungen Staaten, deren augenblickliche Situation – die schwierigen politischen Verhältnisse – in einem späteren mündlichen Bericht erläutert werden sollten.

Neben den offiziellen Besuchen bei kirchlichen und staatlichen Stellen waren es aber stets insbesondere die Gespräche mit den einzelnen Familien, für die sich Mappes viel Zeit nahm. 1979 berichtete er an Gritz: Als Grundsatz galt und gilt bei meiner diesjährigen Reise, dass ich – wenn möglich – bei jeder Familie einige Stunden verbringe. So kann jeder leichter sich seine Sorgen vom Herzen reden. Die Menschen dankten es ihm mit reich gefüllter Programmgestaltung (u. a. Katechesen in Schulen und Gemeinschaften) und mit großer Teilnahme bei den Gottesdiensten. 1977 freute er sich deshalb besonders, als das kleine Soldatenkind Petra zu ihm sagte: Es ist ganz toll, dass Du jedes Jahr wiederkommst! Und 1979 resümierte er zum wiederholten Male am Schluss seines Briefes: Meine „Missionsreise“ geht dem Ende zu. Es ist schon eine strapaziöse Angelegenheit. Doch die große Dankbarkeit, die man halt überall erlebt, lässt viele Mühen vergessen.

Konsequent war insofern seine 1980 erfolgte Wahl zum neuen Leiter der Zentralstelle „Weltkirche“ der Deutschen Bischofskonferenz, auch wenn diese Beauftragung eines Militär-Geistlichen in der öffentlichen Meinung skeptisch bewertet wurde. Für ihn hatten die Reisen in die verschiedenen Länder Afrikas stets den Sinn, einerseits die Verbindung zur Heimat für die dort lebenden deutschen Familien mit Leben zu füllen, andererseits die Verbindung zur Kirche in Afrika zu vertiefen, damit „aus Fremden Freunde werden“.

1992 wechselte er in die Vereinigten Staaten von Amerika, um die strukturellen und kirchenrechtlichen Grundlagen für die Auslandsgemeinde deutschsprachiger Katholiken in Washington D.C. zu legen, deren Wurzeln in der Militärkirchengemeinde (seit 1967) liegen. Sie ist in den USA die einzige offizielle Deutschsprachige Katholische Mission. Alfons Mappes war ihr erster Pfarrer, bis er 1994 in den Ruhestand trat.

Kirche sein – Heimat finden – im Glauben weltweit, davon beseelt, engagierte sich Alfons Mappes rund um die Welt. Ein Koffer und viele Zeugnisse seines Nachlasses im Archiv des Katholischen Militärbischofs erzählen davon auch noch lange nach seinem 90. Jahrestag.

Dr. Monica Sinderhauf