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Die Toten Hosen - In aller Stille

Nach dem letzten Album im Jahr 2004 war es ruhiger geworden um die Hosen, der Unplugged-Auftritt im Wiener Burgtheater die einzige Aufsehen erregende Veröffentlichung 2005. In den letzten beiden Jahren gab es bis auf eine Single weder Platten noch Tour, so dass der Live-Auftritt bei „Rock am Ring“ 2008 mit der sagenhaften Kletterpartie von Campino mit Gipsbein tatsächlich etwas von einem Comeback hatte. Und nun also die neue, nach offizieller Zählung 17. Platte der „Hosen“.

In aller Stille? Die Toten Hosen? Das muss einer von den zahlreichen Scherzen dieser Band sein! Denn schon der erste Titel „Strom“ scheppert vertraut aus den Boxen: Campino röhrt sich die Seele aus dem Leib, Breiti und Kuddel dreschen in die Gitarren, angetrieben von Andi am Bass und Vom an den Drums, als gäbe es kein Morgen. Alles also wie gehabt?

Nach über 25 Jahren im Geschäft ist es vielleicht wirklich nicht einfach, den Fans noch etwas Neues zu bieten, und „Tradition“ ist erstaunlicherweise einer der Begriffe, die sehr gut zu der Punk-Combo aus Düsseldorf passen. Sicherlich gibt es viel Vertrautes: die großen Refrains mit Mitgröl-Faktor, die „ohohoho“-Backing-Chöre, die kleinen feinen Gitarrenlicks – längere Soli sind nach wie vor verpönt. Und dennoch bietet die aktuelle CD einige Neuerungen. Vielleicht liegt es am Principal-Studio in Senden mit Tonmeister und Produzent Vincent Sorg – der Sound wirkt frisch und druckvoll, mit kleinen Effekten hier und da, insgesamt differenzierter als auf früheren Werken.

Das geht weiter mit den Texten, wie immer bei den Hosen alles andere als belanglose Dutzendware: eine Abrechnung mit allzu hilfreichen Mitmenschen („Innen ist alles neu“), kritische Stellungnahmen zum aktuellen Lebensgefühl („Pessimist“ ) und zur Innenpolitik („Die letzte Schlacht“), oder auch die vielfältigen Facetten von Beziehungen und deren Scheitern („Teil von mir“, „Ertrinken“, „Alles was war“).

Und wenn auch die zahlreichen Uptempo-Nummern den ersten Eindruck der Platte ausmachen, so sind es doch vor allem die leiseren Nummern, die überraschen und im Ohr bleiben - am auffälligsten das akustisch arrangierte Duett von Campino mit Schauspielerin Birgit Minichmayr „Auflösen“ sowie das von Cello und Gitarre begleitete Liebeslied „Tauschen gegen dich“. Aber auch „Wir bleiben stumm“ und „Angst“ zeigen nachdenkliche, eher zurückhaltende Töne. Die Hosen sind reifer geworden - und besser!

Theresia Büsch