29 
           

Reinhard Marx: Das Kapital

Reinhard Marx, Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen, München 2008. Gebunden, 320 Seiten, ISBN 978-3-629-02155-7, € 19,95
Natürlich kokettierte der gebürtige Westfale, Professor für Christliche Gesellschaftslehre und nun Erzbischof von München und Freising bei der Titelwahl mit der Namensgleichheit zu Karl Marx, in dessen Geburtsstadt Trier er zuvor mehrere Jahre als Bischof wirkte. Bereits in dieser Zeit entstanden große Teile des neuen Buches, das weitaus dünner ausgefallen ist als "Das Kapital" aus dem 19. Jahrhundert, nun jedoch durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise an Aktualität gewonnen hat.
Der Sozialethiker Marx war langjähriger Vorsitzender der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" (Gerechtigkeit und Frieden) und leitet in der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Der Erzbischof wirbt für die Marktwirtschaft, allerdings vor allem für die soziale: "Ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit hat keine Moral und auch keine Zukunft." Seine Analyse lautet zutreffend: "Nicht nur die Menschen brauchen Kapital, sondern das Kapital und der Markt brauchen auch die Menschen."

Die acht Kapitel und das persönlich gehaltene Schlussplädoyer werden lesefreundlich eingerahmt: "Statt einer Einleitung" schreibt Reinhard Marx in einem humorvollen, ausführlichen Brief an den "lieben Namensvetter" Karl Marx: "Ich glaube, dass Sie nach Ihrem Tod einsehen mussten, dass Sie sich mit Ihrer Behauptung der Nicht-Existenz Gottes geirrt haben, und dass Sie deshalb gegenüber einem Mann der Kirche inzwischen milder gestimmt sind."

Umfangreiche Literatur-, Personen- und Sachregister runden das grundlegende, aber gut verständliche Werk ab.

Jörg Volpers