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Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen | Generalleutnant Günter Weiler,
Stellvertretender Inspekteur des Heeres | Kompass: Bislang galt der Grundsatz, dass die Teilnahme der Soldatinnen und Soldaten am Lebenskundlichen Unterricht (LKU) freigestellt war. Zukünftig, und so ist es in der Zentralen Dienstvorschrift 10/4 vorgesehen, gilt eine verpflichtende Teilnahme. Mit Blick zurück auf Ihre eigene Dienstzeit: Haben Sie gerne am LKU teilgenommen, und hat er Ihnen etwas gebracht?
General Weiler: Ja - und zwar im Laufe meiner nun fast 40-jährigen Dienstzeit in unterschiedlicher Weise. Lassen Sie mich nur einige Beispiele nennen: Zu Beginn fand ich es gut, dass man bei der Bundeswehr auch über solche Themen sprechen konnte, wie ich es aus der katholischen Jugend kannte. Als Tutor an der Führungsakademie habe ich mit meinem Hörsaal ein mehrtägiges Seminar erlebt. Das war nicht nur inhaltlich interessant, sondern hat auch die Hörsaalgemeinschaft erheblich gefördert. Als Brigadekommandeur waren die Offizier-Arbeitsgemeinschaften besonders spannend, weil 60 % der Teilnehmer NVA-Vordienstzeiten hatten. Besonders hilfreich waren Sie natürlich vor unserem SFOR-Einsatz.
Kompass: Lebenskundlicher Unterricht unter den neuen Rahmenbedingungen dient nun auch der berufsethischen Qualifizierung und Bildung bei den Soldatinnen und Soldaten. Ist Ihrer Auffassung nach der LKU der richtige Ort dafür, oder bedarf es nicht zusätzlicher und weiterer Orte und Anlässe, um ethische Bildung zu festigen?
General Weiler: Der LKU ist schon der richtige Ort dafür, aber - und da haben Sie mit Ihrer Frage natürlich Recht - er kann und darf nicht der einzige sein. Wenn mit Blick auf unsere Einsätze immer wieder und zu Recht die interkulturelle Kompetenz gefordert wird, dann sage ich, diese setzt kulturelle Kompetenz voraus, und die entsteht in erster Linie durch ethische Bildung besonders bei den Vorgesetzten. Und da müssen wir immer wieder hinschauen, speziell beim Offiziernachwuchs, im Grunde vom ersten Tag an.
| Ein häufiges Unterrichtsthema:
Menschenwürde – Menschenrechte | Die zunehmende Zahl an Bewerbern, die nicht in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen sind, macht die Sache nicht einfacher. Ich denke aber, dass wir - gerade im Heer - gut aufgestellt sind. Unser "Leitbild", das Selbstverständnis des Heeres, und nicht zuletzt das im Dezember 2008 vom Inspekteur an jeden Offizieranwärter des 78. Offizieranwärterjahrgangs übergebene "Leutnantsbuch", in dem die Bedeutung von Werten großen Raum einnimmt, unterstreichen den hohen Stellenwert, den wir der ethischen Bildung beimessen.
Kompass: Das vorgesehene Curriculum für den zukünftigen Lebenskundlichen Unterricht nimmt keinerlei transzendentalen Bezug. Genügt dies Ihrer Meinung nach, oder bietet es sich nicht an, gerade in diesem Zusammenhang die Frage nach Gott zu stellen und im Unterricht zu thematisieren?
General Weiler: Für mich ermöglicht das vorgesehene Curriculum schon einen transzendentalen Bezug. Wenn ich z. B. über das Thema "Unser Menschenbild und andere Menschenbilder" oder "Freiheit, Gewissen, Verantwortung" spreche, kann ich als katholischer Christ das doch nicht tun, ohne von Gott zu reden. Erst recht trifft das wohl auf einen Pfarrer zu. Das erwartet man doch von ihm.
Auch wenn wir uns mit dem Gebrauch des Wortes "christliches Abendland" in letzter Zeit schwer tun, so ist in der neuen Vorschrift "Innere Führung" die besondere Verpflichtung des Soldaten als Staatsbürger in Uniform gegenüber den Werten und Normen des Grundgesetzes erneut nachdrücklich betont worden. Und dieses ist bekanntermaßen - die Präambel ist dies bezüglich nicht geändert worden - im Bewusstsein der Verantwortung "vor Gott und den Menschen" entstanden.
Das Interview führte Josef König.
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