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Liebe Leserinnen und Leser, | Erstmals sprach der Bundesminister der Verteidigung von "gefallenen Soldaten". Gleichzeitig wurde betont, dass sich Deutschland nicht im Krieg befindet. Für die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, Kompass. Soldat in Welt und Kirche, ein Grund der Frage nachzugehen: Was ist Krieg?
Foto: privat | auf der Suche nach einer gängigen und griffigen Definition des Kriegsbegriffes kommt man an einer Persönlichkeit der Militärgeschichte nicht vorbei: Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz war preußischer General, Heeresreformer und Militärtheoretiker. Clausewitz definiert Krieg als "Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung seines Willens zu zwingen."
Nur in diesem Kontext ist Clausewitz' berühmter Satz vom Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu begreifen. Vollständig zitiert lautet er jedoch: "So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloß ein politischer Akt, sondern ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln." Zweck des Krieges ist jedoch immer der Friede, in dem die eigenen Interessen dauerhaft gesichert sind. Gemeint sind die Interessen der souveränen Nationalstaaten.
Carl von Clausewitz' Werk "Vom Kriege" ist wohl eine der bekanntesten militärischen Schriften. Es ist in allen gängigen Sprachen in den Bibliotheken an den Militärakademien der Welt zu finden und in Forschung und Lehre für angehende Stabsoffiziere zwingender Bestandteil der Generalstabsausbildung. An Clausewitz, so Soldaten selbst, kommt man nicht vorbei.
Zum Zeitpunkt, als der in den Napoleonischen Kriegen geprägte General seine Einsichten und Erkenntnisse niederschrieb, war die Ordnung der Welt eine andere. Er beschrieb den Krieg zwischen Staaten und dachte weitgehend in einer Duellsituation. Staaten wurden für ihn vornehmlich durch Streitkräfte bedroht. Fast 200 Jahre nach seinem Tod sieht die Welt anders aus. Was jedoch nach wie vor die Wirklichkeit ausmacht, ist die Tatsache, dass Kriege nicht aus der Welt sind. Alle politischen und rechtlichen Bemühungen, die Institution des Kriegs dauerhaft und erfolgreich zu überwinden, sind bislang fehlgeschlagen. Es scheint als würde Krieg auch weiterhin ein Faktor zwischen und in Staaten bleiben.
Mit Blick auf die Situation in Deutschland gilt es zunächst daran zu erinnern, dass unter der Maßgabe "Nie wieder Krieg" die Nachkriegsgeneration den Wiederaufbau, die Integration in das westliche Verteidigungsbündnis und vor allem die Ausrichtung der eigenen Außen- und Sicherheitspolitik eben darin gründete. Mit der erfolgreichen Überwindung der Ost-West-Konfrontation, der staatlichen Einheit Deutschlands und der Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Union (EU) wurden neue Grundlagen geschaffen und es galt, Chancen und Risiken auch mit Blick auf die eigenen Streitkräfte, deren Auftrag, Struktur und Umfang neu zu gewichten.
Deutsche Streitkräfte sind heute auf Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich der Bekämpfung des internationalen Terrorismus im Rahmen von multinationalen Operationen, ausgerichtet. Deutschland beteiligt sich derzeit mit rund 6.900 Soldaten an einer Reihe von Einsätzen im Ausland.
Anlässlich der Trauerfeier für die am 20. Oktober 2008 in Afghanistan im Einsatz getöteten Soldaten der Bundeswehr hielt der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, am 24. Oktober in Zweibrücken eine viel beachtete Trauerrede: "Der hinterhältige Anschlag in Kunduz, bei dem Stabsunteroffizier Patrick Behlke und Stabsgefreiter Roman Schmidt gefallen sind, erfüllt uns mit großer Trauer … Ich verneige mich in Dankbarkeit und Anerkennung vor den Toten, die für unser Land im Einsatz für den Frieden gefallen sind." Erstmals sprach der Bundesminister der Verteidigung von "gefallenen Soldaten". Gleichzeitig wurde betont, dass sich Deutschland nicht im Krieg befindet. Für die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, Kompass. Soldat in Welt und Kirche, ein Grund der Frage nachzugehen: Was ist Krieg?
Josef König,
Chefredakteur
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