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Liebe Leserinnen und Leser, | Es hat sich gelohnt, den Studientag zum Lebenskundlichen Unterricht mit Politikern, Ethikern, Soldaten und Militärgeistlichen im Kontext der Neufassung der nun für den Lebenskundlichen Unterricht gültigen Grundlagen durchzuführen. | der zurückliegende Studientag, zu dem die Militärbischöfe Dr. Walter Mixa und Dr. Martin Dutzmann in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Bundeshauptstadt Berlin eingeladen hatten, war eine chancenreiche Gelegenheit, um sich in Vorträgen, Statements und Diskussionsbeiträgen über die zukünftige inhaltliche und methodische Ausrichtung des Lebenskundlichen Unterrichtes in den Streitkräften zu verständigen.
Mithin verdeutlicht und dokumentiert der Studientag auch, dass sich die katholische und evangelische Militärseelsorge auf Veränderungen einstellen, die mit der Neukonzeption intendiert sind. Als Zentrale Dienstvorschrift 10/4 gilt sie seit Beginn dieses Jahres für Disziplinarvorgesetzte und für beide Militärseelsorgen in den Streitkräften. Sie ist Grundlage - und das für einen Erprobungszeitraum von drei Jahren - für ein anspruchsvolles Vorhaben, das darin besteht, Soldaten und Soldatinnen im Sinne eines selbstverantwortlichen Lebens und gleichzeitig zur Übernahme von Verantwortung für andere zu erziehen, sie so auszubilden und letztendlich auch zu führen.
Weil der Lebenskundliche Unterricht für die Soldatinnen und Soldaten vorrangig deren berufsethischer Qualifizierung gelten wird, war es geboten, Chancen und Risiken unterschiedlicher Ethikentwürfe und methodisch-didaktischer Ansätze auszuloten und für die Erfordernisse in den deutschen Streitkräften fruchtbar zu machen. Auszuloten galt es auch deshalb, weil zukünftig derjenige, der den Lebenskundlichen Unterricht erteilen wird, gleichsam als Lehrender in der unterrichtlichen Ausbildungssituation stehen wird. Lehrende bedeuten in diesem Zusammenhang weniger als Seelsorger oder gar als Religionslehrkräfte, sondern als Fachleute für ethische Bildung. Auch für Lehrer, sei es im Unterricht an staatlichen Schulen, in Einrichtungen der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung oder nun in den deutschen Streitkräften, gilt der Grundsatz, dass niemand von ihnen dies voraussetzungslos leistet.
Auch ist Wert darauf zu legen, dass es mit Blick auf den gewählten didaktischen und methodischen Zugang gerade in Fragen der ethischen Bildung keinen "Königsweg" geben kann. Darauf hinzuweisen, erscheint deshalb als notwendig, weil Themenfelder, die nun verbindlich für den Lebenskundlichen Unterricht vorgeschrieben und als Curriculum für das Erreichen ethischer Kompetenzen ausgewiesen sind, eher neutral gefasst wurden. Jedoch lehrt die Praxis: Ethik und ethische Kompetenz sind nicht neutral, sondern sind immer wertegebunden.
Wertegebundene Kenntnis und Erfahrungen werden sowohl von den Lehrenden als auch durch die zu unterrichtenden Soldatinnen und Soldaten selbst in die dialogische Situation einer Ethikausbildung eingebracht. Andererseits fordern die genannten Themenfelder, deren Aufarbeitung zu ethischer Kompetenz der Soldatinnen und Soldaten mit beitragen sollen, zu wertegebundener Positionierung geradezu auf: Fragen nach dem Menschenbild, der Freiheit, dem Gewissen und der Verantwortung gerade mit Blick auf den soldatischen Dienst ausschließlich aus dem Bereich des säkularen Wissenschaftsbetriebes zu beantworten - das wird wenig zufriedenstellend sein, denn es geht um die dahinterliegenden und letzten Fragen, die für Soldatinnen und Soldaten wichtig zu beantworten sind und nicht ausgeblendet werden können.
Für die Militärseelsorge und die aus ihren Reihen zukünftig als Lehrer wirkenden Fachleute für ethische Bildung ist weiterhin die Chance gegeben, den wertegebundenen Ansatz zu vertreten. Und sie haben es dabei allemal leichter als diejenigen, die weder die Sprache der Soldaten kennen, noch ihr Leben mit ihnen im Truppenalltag oder im Einsatz teilen. Dies war Konsens während des Studientages.
Von daher hat es sich gelohnt, den Studientag zum Lebenskundlichen Unterricht mit Politikern, Ethikern, Soldaten und Militärgeistlichen im Kontext der Neufassung der nun für den Lebenskundlichen Unterricht gültigen Grundlagen durchzuführen.
Josef König,
Chefredakteur
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