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U2: No line on the horizon

CD-Cover ohne Schrift: U2 – No line on the horizon
Die einen sprechen von „Megastars“, die anderen von „Dinosauriern“: Nachdem wir jedes Jahr aufs Neue irgendwelche Eintagsfliegen als „Superstars“ – wie auch immer die gesucht und gefunden werden – präsentiert bekommen, muss es für Bands wie die Rolling Stones, Aerosmith oder eben U2, die allesamt schon über 30 Jahre im Geschäft sind, eine andere Kategorie geben.

Sich ständig neu zu erfinden ist dabei nicht immer entscheidend – wobei U2 das im Laufe ihrer 33 Jahre öfters geschafft haben: Wer einmal seinen Stil gefunden hat, wird diesen zu Recht beibehalten. Entsprechend finden sich auf der aktuellen, 13. regulären Platte von U2 etliche Elemente, die man auch von anderen Songs der Band kennt, und die ihren spezifischen Sound ausmachen: die verspielt-treibenden Drumsounds von Larry Mullen, der meist geradlinig-dröhnende Bass von Adam Clayton und neben der absolut eigenständigen Stimme von Bono natürlich tausendundeine Gitarren-Soundtüftelei von The Edge. Und so richtig eingängig will die neue Scheibe dann auch beim ersten Hören gar nicht erscheinen – wo ist die große Melodie, wie seinerzeit bei „New Years Day“, „With or without you“ oder auch „Vertigo“?

Aber beim wiederholten Durchhören (bitte nicht zu leise!) offenbart sich der Reichtum der kleinen, feinen Tüfteleien, bleibt hier und da eine hookline im Ohr. Auch in anderer Hinsicht bleibt die Band sich treu: Die Abstände zwischen den Veröffentlichungen werden immer länger – und ebenso die Liste der Organisationen, zu deren Unterstützung die Band im Booklet aufruft.

Die gesamte Optik und Kommunikation ist ebenso interessant wie gegenwärtig: angefangen beim Coverbild, das – am Bodensee bei Uttwil aufgenommen – den Titel der Platte versinnbildlicht, über die Fotos von Anton Corbijn – immer wieder mit GPS-Angaben getagged, so dass wir die Bewegungen der Band über die Kontinente vor und während der Aufnahmen nachvollziehen können – bis hin zu Corbijns parallel erscheinenden Film „Linear“, der mit den Songs der CD als Soundtrack unterlegt ist. Überhaupt bieten U2 eine multimediale „360°“-Erfahrung (so der Name der anstehenden Tour): Video-Diarys und Blog-Einträge der Band lassen alle am Leben der Band und ihrer Mitglieder teilhaben.

Nicht zwingend übrigens für echte Megastars, aber durchaus ein Indiz: die Chartpositionen der jeweiligen Platten. Im vorliegenden Fall von 0 auf 1, und zwar in Deutschland, dem deutschsprachigen Ausland und England – mit der neuen Platte melden sich echte Megastars zurück!

Theresia Büsch