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Liebe Leserinnen und Leser, | „Jeder Einzelne ist gefragt, mit seinem Lebensstil und
seinen politischen Einflussmöglichkeiten einen
Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und damit einen
Beitrag zum
Frieden zu leisten.“ | erneut erinnert Papst Benedikt XVI. an die Dringlichkeit, die Bewahrung und Förderung des Friedens in der Welt und zwischen den Menschen nicht durch eine Engführung auf das ausschließlich Militärische zu verkürzen. Das für 2010 gewählte Leitmotiv zum Weltfriedensgebetstag, zu dem der Heilige Vater mit Beginn eines neuen Jahres alle Menschen guten Willens einlädt, hat nicht nur an Aktualität gewonnen, sondern erinnert an eine grundsätzliche Bedingung des Überlebens der gesamten Menschheit.
Es verweist auf eine Dimension des Friedens in der Welt, die in den zurückliegenden Jahren an Brisanz deutlich gewonnen hat und zwischenzeitlich selbst mit zu den Ursachen des Unfriedens zählen darf: „Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung“, so das diesjährige Thema, das sich einreiht in die weltkirchliche Tradition des Gebetes für den Frieden und in Gottesdiensten und anderen Zusammenkünften aufgegriffen und vertieft wird. Soldatinnen und Soldaten werden auch in diesem Jahr mehrfach dazu Gelegenheit haben, wenn in den Diözesen in Deutschland die Bischöfe und die Katholische Militärseelsorge dazu einladen.
Der Wille zum Frieden auf Erden, der mit Blick auf den Abbau von Gewalt und der Herstellung von Gerechtigkeit als ein dynamischer Prozess verstanden werden darf, findet mit dem diesjährig gewählten Motto eine ganzheitliche Betrachtung. Dabei geht es weniger um eine abstrakte Deutung, sondern vielmehr um eigenes, selbstverantwortetes Entscheiden und Handeln: „Jeder Einzelne ist gefragt, mit seinem Lebensstil und seinen politischen Einflussmöglichkeiten einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und damit einen Beitrag zum Frieden zu leisten“, so Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, der als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in einer Arbeitshilfe zum Welttag des Friedens 2010 darauf hinweist.
Verantwortung für die Schöpfung – das mag für diejenigen, die der Kirche und ihrer Botschaft eher fremd oder gar ablehnend gegenüber stehen, ein unscharfer Begriff sein, der häufig mit Schöpfungsmythen in den verschiedenen Religionen in Verbindung gebracht wird. In die Sprache des Politischen übersetzt bedeutet „Schöpfung“ eher vom „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“ zu reden. Für eigenverantwortliches Handeln ist dies jedoch unerheblich, denn die Sprache der Theologie und die Sprache des Politischen treffen sich in dem Ziel gleichermaßen.
Das erstrebenswerte Ziel, durch nachhaltiges Wirtschaften und Konsumieren mit dafür Sorge zu tragen, dass der Friede bewahrt und gefördert wird, eint Kirche und Politik in ihrer jeweils spezifischen Verantwortung. Die Kirche macht dabei ihre Verantwortung für die Schöpfung öffentlich geltend, indem sie u. a. darauf hinweist, dass Klimaschutz und Armutsbekämpfung zusammen gehören. Weltweite Klimaschutzabkommen mit verbindlich vereinbarten Zielen und Schritten, die ausschließlich den Verursachern, nämlich den Industrienationen dienlich sind, verfehlen ein wichtiges Ziel. Es muss darum gehen, eine globale Klimapolitik so zu konzipieren und umzusetzen, dass sie auch und vor allem den Entwicklungsländern ermöglicht, aus den Klimaschutzmaßnahmen Nutzen zu ziehen. Dabei ist auch darauf zu achten, dass Klimaschutz in den Entwicklungsländern nicht zu Lasten einer breitenwirksamen Entwicklung geht. Selbiges gilt für die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Dazu zählt zwischenzeitlich das „Gold des 21. Jahrhunderts“, nämlich Wasser, und dabei insbesondere ein gerechter Zugang, um dessen Willen sich Konflikte in den Regionen abzeichnen, wo Zugänge zum Trinkwasser ungerecht verteilt sind. Dadurch werden bereits bestehende innerstaatliche Konflikte verschärft und es besteht die Gefahr, dass der Anteil ökologisch ausgelöster Konflikte um Ressourcenzugänge ansteigt.
Vielfach sind dies keine neuen Erkenntnisse mehr. Es mangelt nicht an evidenten Einsichten in die Notwendigkeit des nachhaltigen Gegensteuerns. Ökonomie und Ökologie gelten heute nicht mehr als sich wechselseitig ausschließend, sondern werden als sich gegenseitig bedingend und ergänzend akzeptiert. Diese Erkenntnis zählt mit zu einem politischen Fortschritt, den vor zwanzig Jahren wohl niemand vermutet hätte.
Josef König, Chefredakteur
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