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Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

Neujahrsgruß des Militärgeneralvikars Prälat Walter Wakenhut

„Ich wünsche Ihnen allen, dass dieses Jahr 2010 in diesem Sinn für Sie zum Jahr des Herren werde!“
KMBA / Bierdel
Die christlichen Kirchen geben in ökumenischer Verbundenheit dem jeweils neuen Jahr ein Leitwort mit auf den Weg. In diesem Jahr ist es ein Vers aus dem Johannesevangelium. Jesus spricht unmittelbar vor seinem Leiden zu seinen Jüngern:

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

Es geht um den Weg der Jünger und damit von uns Christen in dieser Welt, der immer ein Weg zum Vater im Himmel ist, dorthin also, wo uns eine ewige Wohnung bereitet ist. Nun wissen und erfahren wir jeden Tag, dass dieser Weg nicht einfach und dass das Ziel oft mehr als verschwommen ist. Unser Alltag vollzieht sich weithin ohne den Faktor „Gott“. Er ist vielmehr bestimmt von Zwängen und Gegebenheiten, die sich aus rein innerweltlichen Gesetzen und Regeln ergeben.

Was hat auch zunächst der Dienst in der Bundeswehr mit Gott zu tun?

Wichtig ist doch, dass einer treu dem Eid oder dem Gelöbnis, das er abgelegt hat, gehorsam dient und tapfer verteidigt. Dieser Dienst ist fordernd in der Heimat, aber vor allem im Einsatz für Frieden, Recht und Freiheit auf dem Balkan, in Afghanistan, am Horn von Afrika oder wo sonst in der weiten Welt. Dieser Einsatz geschieht unter Gefahr für Leib und Leben. Das alles lässt Sie, die Soldatinnen und Soldaten, nicht unberührt; da stellt sich immer wieder die Frage nach einem ethisch und moralisch begründeten Handeln. Da rührt sich das Gewissen und lässt sich nicht so ohne Weiteres beruhigen. Kann ich das alles verantworten?

Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach und auch nicht pauschal zu geben. Und das kann einen schon ganz schön umtreiben und auch quälen.

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

Jesus sagt das zu seinen Jüngern, die er auf seinen Tod, sein Scheitern vorbereiten will, in dem festen Wissen allerdings, dass er als der Auferstandene deren Leben von Grund auf verändern wird. Das ist den Jüngern in dieser Situation jedoch in keiner Weise klar und auch nicht verstehbar. Erst in der Begegnung mit dem auferweckten Jesus fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen und sie fangen an zu begreifen, wer dieser Jesus wirklich ist, nämlich Gottes Sohn.

Damit bekommt ihr Leben wieder eine Richtung, der Weg wird für sie deutlich und sie sehen wieder ein Ziel. Nur, wie kommen wir zweitausend Jahre später in unserer säkularen und gottvergessenen Welt auf diesen Weg? Wo begegnen wir Gott?

In demselben Evangelium des Johannes begegnet uns Thomas. Er ist der Jünger, der immer wieder nachfragt. – Bekannt ist ja die Szene seiner Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, in der er es ganz genau wissen will. – Auch in unserer Bibelstelle bleibt er der Skeptiker, der Zweifler. Wenige Verse später wird er zu Jesus sagen: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“

Die Antwort Jesu ist einfach: „ICH bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Jesus verweist auf sich selbst, auf seine Botschaft und auf seine Worte, welche Worte des ewigen Lebens, Worte voll Geist und Leben sind. Damit ist uns der Weg vorgegeben in dieses neue Jahr hinein. Lassen wir uns nicht verwirren durch all die vielen Informationen und Nachrichten, besinnen wir uns auch in persönlicher Gewissens- und Entscheidungsnot auf den, der von sich sagt, er sei Weg, Wahrheit und Leben. Dann kann es uns am Ende so ergehen wie diesem Thomas, der, nachdem er den Auferstandenen erkannt hat, nur noch stammeln kann: „Mein Herr und mein Gott.“

Ich wünsche Ihnen allen, dass das Jahr 2010 in diesem Sinn für Sie zum Jahr des Herren werde!

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!

Walter Wakenhut
Apostolischer Protonotar
Militärgeneralvikar