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Die Friedensbotschaft des Papstes setzt eine gute Entwicklung fort

Gotthard Dobmeier, Jahrgang 1944, Diplom-Theologe, bis 2007 Beauftragter für Fragen der Kirche und Umwelt der Erzdiözese München und Freising sowie Sprecher der Umweltbeauftragten der bayerischen und der deutschen Diözesen, langjähriges Mitglied der ökologischen Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz sowie ihr zentraler Ansprechpartner für Umweltfragen
© Erzbistum München und Freising
„Frieden mit Gott dem Schöpfer – Frieden mit der ganzen Schöpfung“, unter diesem Motto stand die Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Welttag des Friedens am 1. Januar 1990. In der Einleitung zu seiner Botschaft verwies der Papst auf ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass der Weltfriede außer durch Rüstungswettlauf, Kriege und regionale Konflikte auch durch den Mangel an gebührender Achtung gegenüber der Natur bedroht ist.

Papst Benedikt XVI. greift mit seiner Botschaft zum Welttag des Friedens am 1. Januar 2010 „Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung“ die Gedanken seines Vorgängers auf und verweist auf den engen Zusammenhang zwischen dem Schutz der Schöpfung und dem Einsatz für den Frieden.

Schöpfung – christlich gesehen – ist mehr als Natur und Umwelt. Schöpfung ist Werk und Geschenk Gottes, umfasst das menschliche und das nichtmenschliche Leben und alle Lebensgrundlagen, ist Leben in Fülle. Den Menschen hat Gott beauftragt, in dieser Schöpfung lebenserhaltend und lebensfördernd zu wirken.

Das Motto der Friedensbotschaft von Papst Benedikt steht für mich auch im Zusammenhang mit dem Leitwort der europäischen ökumenischen Versammlungen in Basel (1987), Graz (1997) und Sibiu (2007) „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“, sowie mit der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio de Janeiro, in deren Zentrum das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung stand.

Das Leitwort des Weltfriedenstags hat hohe Aktualität und ist eine Herausforderung.

Eine Herausforderung angesichts der immer dramatischeren Anzeichen für einen globalen Klimawandel, der vor allem die Menschen in den ärmsten Ländern trifft bzw. treffen wird. Sie haben nicht die Möglichkeiten für entsprechende Schutzmaßnahmen. Wenn die Staatengemeinschaft in diesen Wochen über Vorgehensweisen zum Schutz des Klimas berät, darf es nicht bei allgemeinen und unverbindlichen Absichtserklärungen bleiben. Unerlässlich sind klare und wirksame Reduktionsziele für den Ausstoß der klimarelevanten Treibhausgase. Länder, die nur aus nationalen, vorrangig ökonomischen und egoistischen Motiven entscheiden, sind nicht nur für die entsprechenden ökologischen Folgen verantwortlich, sondern genauso für die Konsequenzen für den Weltfrieden.

Wenn weite Teile der südlichen Halbkugel von Überschwemmungen oder Dürren heimgesucht werden, wird es dort zu Konflikten um bewohnbares Land und Wasserreserven kommen. Und es ist abzusehen, dass die Menschen sich auf den Weg machen dorthin, wo sie menschenwürdige Lebensbedingungen finden. Klimabedingte Völkerwanderungen stehen vor uns. Diese Menschen werden die Länder anklagen, die für den Klimawandel vor allem verantwortlich sind, und das sind die Industrienationen.

Papst Johannes Paul II. forderte deshalb in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 1990 eine neue Solidarität in den Beziehungen zwischen den Entwicklungsländern und den hochindustrialisierten Ländern. „Die Staaten müssen sich“, so schreibt der Papst, „immer solidarischer zeigen und sich einander ergänzen, indem sie gemeinsam die Entwicklung einer natürlichen, sozial friedlichen und gesunden Umwelt fördern.“

Selbst wenn man es nicht so deutlich sähe: Die Umweltverschmutzung beginnt an unserer Haustür und hier muss ihr auch Einhalt geboten werden.
© dpa - Report
Fragen an unseren Lebensstil

Das Motto des Weltfriedenstags ist auch eine Herausforderung für uns, die im Wohlstand leben. Unser Lebensstil und unsere Ansprüche sind mitverantwortlich für den hohen Verbrauch an Rohstoffen und Ressourcen, die größtenteils aus den Entwicklungsländern kommen. Um unseren „Energiehunger zu stillen“ werden z. B. in Südostasien und in Brasilien großflächig Palmöl- und Zuckerrohr-Plantagen zu Herstellung von Bioenergie für unseren Verbrauch angebaut. Dieser Anbau steht in Konkurrenz zu den Flächen, die dringend für die notwendige Erzeugung von Nahrungsmitteln für die einheimische Bevölkerung benötigt werden.
Da hilft es wenig, wenn wir von unserem Reichtum den Menschen dort etwas abgeben. Die Länder des Südens wollen nicht, dass wir ihnen mehr geben, sondern dass wir uns von den Gütern dieser Welt weniger nehmen, d. h. unseren Lebensstil und unsere Ansprüche ändern. Aus ethischer Sicht ist unsere erdumspannende Verantwortung gefordert.
So hat Johannes Paul II. schon damals in seiner Friedensbotschaft angemahnt, unseren Lebensstil ernsthaft zu überprüfen. Einfachheit, Mäßigung, Disziplin und Opfergeist sollten das Leben eines jeden bestimmen und prägen. Diese Mahnung ist heute, 20 Jahre später, noch viel dringlicher.
Christen können Zeugnis geben, indem sie sich engagiert dafür einsetzen, den Frieden mit der Schöpfung zu leben, der vom Frieden unter den Völkern nicht zu trennen ist.