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Wenn du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung!

Pastoralreferent Thomas Nuxoll, Katholisches Militärpfarramt Rotenburg (Wümme)
© Nuxoll
Wenn man ganz ehrlich ist, so kommen einem, der kaum älter als 40 Jahre ist, solche Slogans nicht ganz fremd vor. Unweigerlich erinnert man sich an die 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, als es um das Thema Atomkraft oder die Startbahn West ging, als friedens- und umweltbewegte Menschen auch in den Kirchen anfingen, die Themen Ökologie und Frieden auf die Tagesordnung zu bringen. Schwer hatten sie es damals in kirchlichen Jugendgruppen und Kreisen, als sie darauf drängten, dass die Bewahrung der Schöpfung und der Friede in der Welt ganz praktische Dinge sind, welche nicht nur diskutiert, sondern auch umgesetzt werden wollen.

Heute nun, Anfang des Jahres 2010, eine Generation später, scheint es angesichts der globalen Probleme wieder angebracht – sehr viel dringlicher als zuvor – darauf hinzuweisen, dass es einen inneren, wechselseitigen Zusammenhang zwischen einer bewahrten, „heilen“ Welt und einem umfassenden Friedensbegriff gibt.

Kritiker der Situation mahnen uns immer wieder, wir müssten anders, umweltbewusster, ökologischer leben, aber was soll das denn bedeuten? Müsste ich denn nicht vielleicht überhaupt erst einmal zu dem kommen, was Leben, was Menschsein ausmacht?

Bin ich ein Teil der Schöpfung?

Ja, die Frage, um die es geht, ist keine geringere als die, ob ich mich als Geschöpf und Teil der Schöpfung empfinde, erlebe und entfalte; wo ich meine Würde dankbar als Geschenk meines Schöpfers an mich erlebe?

Haben wir Menschen noch die Demut uns als Geschöpfe Gottes zu sehen? – Es gibt keinen Grund, warum es mich geben sollte, außer dem einen, nämlich: Gott will, dass es mich gibt, ich bin von Ihm gewollt und alles was in der Welt ist, ob Mensch, ob Tier, ob Pflanze oder sonst etwas in der Natur, ist existent, weil Gott es geschenkt hat. Unser Auftrag ist, diese Schöpfung Gottes zu bewahren, so gut wir es können. Wir werden sie nicht heilen oder das Böse und Unheilvolle aus ihr verbannen können, aber jeder ist aufgefordert an je seinem Platz in der Schöpfung den „Quadratmeter“ in Ordnung zu halten, auf den Gott ihn gestellt hat.

Im Galater-Brief heißt es: „Die Liebe beinhaltet das ganze Gesetz!“ Wäre es uns Menschen möglich, das zu beherzigen und im Alltag umzusetzen, es bräuchte keine Gebote, keine Gesetze, kein Völkerrecht. Aber es gelingt uns nicht! Ob es nun aus Eitelkeit, Egoismus oder Gleichgültigkeit geschieht, Tag für Tag missachten wir die Würde der Schöpfung und Geschöpfe Gottes. Wir gehen unachtsam an der inneren und äußeren Not unserer Mitmenschen vorbei, wir gehen achtlos, oder schlimmer noch, bewusst missachtend mit den begrenzten Ressourcen der Natur um.

Frieden – Zufriedenheit

Frieden ist mehr, als dass nur mal zufällig die Waffen schweigen. Mit dem Frieden ist es wie mit der Liebe: Nur wenn ich ihn in mir trage, kann ich ihn teilen. Doch wie lässt sich innerer Frieden gewinnen?

Ich denke, Zufriedenheit ist dabei ein ganz entscheidender Faktor – und zwar jenseits materieller Zufriedenheit, die wir Menschen wohl nie erreichen werden. Dafür sorgt schon der kleine Stachel des Neides, den jeder in sich trägt. Aber darüber hinaus ein zufriedenes Leben führen zu können im Einklang mit der Schöpfung, im Einklang mit meinen Mitgeschöpfen, das wäre für mich der erste Schritt zu einer gerechten Welt, der erste Schritt zu einem umfassenden Frieden.

„Ökologie – anders leben“, vom Wort her bedeutet es die Lehre vom Haushalt. Die Ökologie ist die wissenschaftliche Disziplin, die die Beziehung von Organismen untereinander und zu ihrer Umwelt untersucht. Im Grunde spricht sie also vom lebendigen Miteinander. Ökologie bedeutet also für mich nicht nur anders, sondern überhaupt zu leben, zu dem zu kommen, was das Geschenk des Lebens an mich und für diese Welt ausmacht.

Militärseelsorger Thomas Nuxoll