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Liebe Leserinnen und Leser, | „Ein eigenes ‚Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften’, welches am ‚Institut für Theologie und Frieden’ in
Hamburg angesiedelt ist, wird am 1. März 2010 durch den Katholischen
Militärbischof seiner Bestimmung übergeben …“ | wie steht es um die vielfach zitierte Feststellung von Bundespräsident Horst Köhler über das „freundliche Desinteresse“ mit Blick auf die Sicherheitspolitik und den Dienst der Soldatinnen und Soldaten seit Beginn des neuen Jahres? Oder anders gefragt: Schlug das freundliche Desinteresse mittlerweile in ein unfreundliches um? Die Meinungen darüber sind, wie so häufig, geteilt.
Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und Herausgeber dieser Zeitschrift, Walter Mixa, bezog Stellung zur aktuellen Afghanistan-Diskussion. Erneut kommt der Katholische Militärbischof seiner pastoralen Verantwortung für die Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten nach, indem er Grundsätze über den Einsatz kriegerischer Mittel nach der Lehre der katholischen Kirche in Erinnerung ruft und auffordert, in ethisch verantwortbarer Weise darüber eine „offene und ehrliche Debatte“ zu führen. Kerngedanke seiner Aufforderung ist die von ihm getroffene Feststellung, dass es zu jeder Zeit berechtigt ist, auch öffentlich danach zu fragen, ob der Einsatz in Afghanistan gerechtfertigt sei. Ein ausschließlicher Verweis auf Interessen oder Bündnisverpflichtungen sei dabei nicht ausreichend.
Die Predigt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden gab Anlass, über den Einsatz in Afghanistan – im Vorfeld der Konferenz in London – zu diskutieren. Dies fand Eingang sowohl hinein in den politischen Raum als auch weit darüber hinaus. Aufgegriffen haben es nicht nur Politiker, wie z. B. der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, sondern auch Verantwortliche in der Militärseelsorge beider Kirchen und katholische Bischöfe in einigen Diözesen Deutschlands. Hinzuweisen gilt es auf die Einlassungen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der in seinem Gastkommentar in einer Zeitung dazu Position bezog. Und natürlich, wie kann es anders sein, auch und gerade in Presse, Rundfunk und Fernsehen war das Interesse groß. Offene Briefe des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei, des Vorsitzenden der Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, beide der Partei Bündnis 90/Die Grünen angehörig, und des evangelischen Pfarrers beim Deutschen Einsatzkontigent ISAF / PRT-Kunduz, Militärdekan Karsten Wächter, kamen hinzu.
„Nichts ist gut in Afghanistan“ und „Waffen schaffen dort offensichtlich keinen Frieden“. Für diese Passagen in ihrer Predigt gab es sowohl Zustimmung als auch Ablehnung, die bis zu äußerst scharf formulierter Kritik reichte. Wohlgemerkt: Es war eine protestantische Predigt, kein sicherheitspolitisches Statement und erst recht keine Rede im Plenum des Deutschen Bundestages. Die inkriminierten Teile der Neujahrspredigt waren für den Bundesminister der Verteidigung, Karl-Theodor zu Guttenberg, mit ein Anlass, die EKD-Ratsvorsitzende zu einem Truppenbesuch nach Afghanistan einzuladen, um ihr damit die Gelegenheit zu geben, sich ein Bild von der Situation „vor Ort“ zu verschaffen. Das Vorhaben verspricht spannend zu werden und es ist damit zu rechnen, dass das Interesse nicht nachlassen wird.
Die Adressaten des Diskurses über Ziele, Dauer und hinreichende Aussicht auf Erfolg eines ethisch vertretbaren Einsatzes von Streitkräften sind natürlich auch die Soldatinnen und Soldaten. Die „Kirche unter Soldaten“ geht dem nicht aus dem Weg, sondern ergreift selbst die Initiative. Anlässlich des diesjährigen Internationalen Soldatengottesdienstes in Köln informierte Militärgeneralvikar Walter Wakenhut über neue Wege für die ethische Bildung. Ein eigenes „Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften“, welches am „Institut für Theologie und Frieden“ in Hamburg angesiedelt ist, wird am 1. März 2010 durch den Katholischen Militärbischof seiner Bestimmung übergeben. Es ergänzt und unterstützt damit eine Verantwortung, die sich die Streitkräfte selbst gegeben haben.
Die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs informiert in dieser Ausgabe über theologische und ethische Aspekte, die zur Gründung des Zentrums am Hamburger Friedensinstitut führten.
Josef König, Chefredakteur
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