16 
           

Ort der Stille eingeweiht

Die ökumenische Kapelle in der Sanitätsakademie der Bundeswehr München wurde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste eingeweiht. Der monumentale Gebäudekomplex mit seinem 6-stöckigen Turm beherrscht den nördlichen Stadtrand Münchens. Die heute der Sanitätsakademie der Bundeswehr dienende Anlage wurde zwischen 1934 und 1938 als Kaserne errichtet und galt als einer der charakteristischen Wehrbauten der NS-Zeit. Einst für ein menschenverachtetes System erbaut, ist gerade die heutige Nutzung durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr in besonderer Weise zum Dienst an den Menschen verpflichtet. Dem gleichen Ziel folgt auch die katholische und evangelische Militärseelsorge, die seit Übernahme der Kaserne durch die Bundeswehr Anfang der 70er Jahre, hier eingerichtet ist.

Der markante Turm in der Ernst-von-Bergmann - Kaserne wird auch in Zukunft von den beiden Konfessionen genutzt werden. Die Kapelle mit den Räumlichkeiten der katholischen Militärseelsorge ist im 3. Stock untergebracht. Der neue Hörsaal in der evangelischen Militärseelsorge wurde einen Stock darüber eingerichtet.

Der Grundriss dieser Kapelle ist oval. Der Künstler, Werner Mally aus München, der damit beauftragt war, hat an die Erkennungsmarke der Soldatinnen und Soldaten gedacht, die diese Kapelle nutzen.

Die Ganzheit der ovalen Erkennungsmarke impliziert unversehrtes Leben, schreibt der Künstler. Der Raum als Ellipse wird außerhalb der Fassade weitergeführt.


Beim Einweihungszeremoniell
An den Einweihungsfeierlichkeiten nahmen insbesondere teil: Der Katholische Leitende Militärdekan Reinhold Bartmann, der stellvertretende Evangelische Leitende Militärdekan Christian Renovanz und als Vertreter des Katholischen Militärbischofsamtes Berlin, Militärdekan Joachim Simon. Aus dem Bereich der Bundeswehr konnte Oberst Norbert Reinelt, Standortältester und stellvertretender Kommandeur Landeskommando Bayern, begrüßt werden, sowie Oberstarzt Dr. Peter Beller und Generalarzt Dr. Dirk Raphael, Kommandeur der Sanitätsakademie. Die Stadt München war mit Stadtrat Robert Brannekämper in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude vertreten.

Den ökumenischen Einweihungsgottesdienst, an dem etwa 70 geladene Gäste teilnahmen, zelebrierten der katholische Standortpfarrer Edwin Grötzner und der evangelische Standortpfarrer Jens Hauschild. Der Bläserchor unter Leitung des evangelischen Pfarrhelfers Günther Dehmel umrahmte den festlichen Gottesdienst.

Dieses neue Projekt von Künstler Werner Mally trägt den Namen "Oval Area" (Befehlsfreie Zone). Mit der Fertigstellung und Einweihung wurde eine ökumenische Kapelle geschaffen, bei der es gelang, die überzeugenden Entwurfsvorstellungen des Künstlers ohne Abstriche umzusetzen. Mit dieser Künstlerleistung wurde ein neuer Raum der Stille geschaffen. Achtung, Würde und Freiheit des Einzelnen standen zur Erbauungszeit der Kaserne nicht hoch im Kurs, so dass die neue ökumenische Kapelle einen formalen Gegenentwurf zum übrigen Baukörper darstellt. Die "befehlsfreie Zone" lädt ein zum gemeinsamen Feiern wie zum persönlichen Innehalten, letzteres in besonderer Weise vor dem Altarbild von Andrea Viehbach im angrenzenden Nebenraum. Den katholischen und evangelischen Christen dient dieser Kapellenraum auch als Sinnbild interkonfessionellen Dialogs und Miteinanders.

Freimuth Kettner
Katholischer Pfarrhelfer München