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Blick in die Zeitgeschichte.

Labor Service-Seelsorge – Vorläufer der Militärseelsorge in der Deutschen Bundeswehr (Teil 1)

Postkarte zum Fünfjährigen Bestehen der deutschen Labor Service-Einheiten (August 1953)
Seit Juni 1951 bestand eine eigene Seelsorge für die zivilen Labor Service- Einheiten. Dies waren kasernierte deutsche Arbeitseinheiten bei den US-amerikanischen Streitkräften in Deutschland. Die Labor Service-Seelsorge wurde damit zum Erprobungsfeld für die spätere Militärseelsorge, wie sie seit 1956 in der Bundeswehr wirksam geworden ist.

Die Labor Service-Einheiten entstanden nach dem Kriegsende 1945 vor allem, weil eine große Zahl von Armee-Einrichtungen (für die Zwecke der Besatzungstruppen beschlagnahmt) bewacht werden musste. Die aufgestellten Wachmannschaften (fremdländische Einheiten, insbesondere "displaced persons" aus Polen und dem Baltikum) wurden als Industrial Police (IP) bezeichnet. 1948 erfolgte eine Zusammenfassung aller IP-Einheiten, die man geschlossen in den Labor Service überführte.

Mitte August 1948 erfolgte die Einrichtung des deutschen Labor Service. Um die sowjetische Blokkade in Berlin abzuwehren, richtete die US-Air-Force "the Berlin Airlift" ein. Zunächst für die Dauer der Luftbrücke wurden in Fulda zwei deutsche Labor Service-Einheiten aufgestellt - zur Unterstützung der fremdländischen Einheiten. Sie mussten die "Rosinen- Bomber", wie die Flugzeuge bald genannt wurden, in zwölfstündigen Schichten innerhalb kürzester Zeit (4-6 Minuten) nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Kohlen beladen. Da sich die deutschen Einheiten bewährten, entstanden bald sechs weitere Arbeitseinheiten.

Anlässlich der Chaplains-Konferenz in Heidelberg vom 10.-15. Dez. 1951 im Büro des amerikanischen Chief Chaplains John S. Kelly, von L/R: Chaplain F. Bernhard Henry, Deputy Chief, European Command Chaplain Division, Chaplain Juliusz Janusz, Catholic Supervisory Chaplain for Polish Labor Services, Chaplain Georg Werthmann, Catholic Supervisory Chaplain for German Labor Services, Chaplain Hermann Pleus, Protestant Supervisory Chaplain for German Labor Services
Ab Oktober 1949 wandelte man diese acht deutschen Labor Service- Einheiten in technische Einheiten um. Gleichzeitig wurden Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung und für eine anspruchsvolle Freizeitgestaltung ausgebaut. 1950 erhielt der "President of the U. S. Army Chaplain Board", der lutherische Chaplain Arthur C. Piepkorn, den Auftrag, innerhalb von 90 Tagen in der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland die Voraussetzungen für die Einrichtung einer geordneten Labor Service-Seelsorge zu schaffen, "um die geistliche und moralische Wohlfahrt der deutschen Zivilisten im Army Labor Service zu sichern und zu fördern". Chaplain Piepkorn konzentrierte sich auf die Verhandlungen mit den evangelischen Landeskirchen, die sich als sehr schwierig herausstellten. Zur Information der katholischen Kirche bat er den seit 1946 als Apostolischen Visitator und Leiter der Päpstlichen Mission für die Flüchtlinge in Deutschland tätigen USamerikanischen Bischof von Fargo, Aloysius Muench, um Unterstützung. Muench war zugleich Armeebischof der US-Streitkräfte in Deutschland und seit Oktober 1950 Apostolischer Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland. Die eigentlichen Verhandlungen mit den einzelnen Bischöfen im Bereich der US-amerikanischen Besatzungszone führte jedoch der katholische Chaplain Albert A. Knier, der im Oktober 1950 auch Georg Werthmann, den ehemaligen Feldgeneralvikar der Wehrmacht, in Kronach aufsuchte.

(Fortsetzung folgt)

Dr. Monica Sinderhauf