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CD des Monats

Incubus – Light Grenades

Wem „A Crow Left Of The Murder“ Spaß macht, der darf den Gang zum Plattendealer seines Vertrauens wagen und sich auf neue wie alte Seiten dieser genialen Musiker freuen.
Okay, now the monster is awake. Incubus sind wieder da. Im Gepäck: Lichtgranaten, die den treuen Fan nach zweijährigem Warten wieder auf den Pfad der musikalischen Erleuchtung zurück bringen sollen.

Der Opener "Quicksand" lässt uns dank Brandon Boyls stimmlicher Ergüsse eher an eine spirituelle Reise durch das Reich psychedelischer Drogen, als an den Auftakt eines neuen, lauten Granatenalbums denken.

Doch nach 2:14 Minuten atmet man erleichtert auf. Sie schießen wieder um sich, mit den versprochenen Lichtgranaten, getarnt als bombige Gitarren, geladene Bässe, explosive Drums und natürlich dem allen Erwartungen sprengenden Gesang Boyds, der auch auf diesem Album nicht allein daherkommt, sondern sich wie immer gelungenen Harmonien anpasst, die dem Hörer die gewohnte Gänsehaut bescheren.

"A Kiss to send us off", der Ohrwurm "Anna Moly", ,,Rogues" oder auch ,,Light Grenades " besitzen zweifelsohne die Energie, die wir von den Alternativrockern gewohnt sind. Laut, abwechslungsreich, lebendig. Das aus der Feder des Bassisten Ben Kenney entstandene "Anna Moly" (Vorsicht, Wortspiel!) reißt selbst den friedlichsten Pazifisten in den Bann des leuchtenden Granatenregens. Doch auch der kommt auf seine Kosten. "Love Hurts" verzichtet auf schnelle Gitarren, punktet trotzdem mit seiner ehrlichen Melancholie. Trotz triefender Lyrics ("Love hurts, ohhh-oh ohh, Love hurts, Without love I won't survive") wirkt auch diese Ballade dank der perfekten musikalischen Untermalung authentisch. Zumindest geht der Song ans Herz, wenn Liebe gerade mal wieder schmerzt.

Trotzdem ist dieses Album keine seichte Kost. Neben dem wunderbaren Song "Oil and Water", welchen man gut und gerne Richtung Poprock schieben darf, finden sich auf "Light Grenades" auch anspruchsvolle Stücke, die einen Incubus-Fan nicht erschrecken sollten, ihn allerdings zum Nachdenken bringen dürfen.

Mit "Pendulous Threads" schufen die experimentierfreudigen Kalifornier einen Song, den kein Radio tagsüber spielen will, der gleichzeitig aber zu gut ist, um ihn im Verborgenen leiern zu lassen. Disharmonie, die man nicht beim ersten Hören verstehen kann. Dafür trieft sie dann aber auch nicht so.

Zwei besondere Highlights bietet "Light Grenades" mit "Earth to Bella Part 1" und "Earth to Bella Part 2". Ein Gedanke, zwei Interpretationen.

Fazit: Dieses Album gibt dem Hörer, um wieder metaphorisch zu werden, einen interessanten Cocktail aus Atombomben und Amorpfeilen. Incubus haben sich weder neu entdeckt, noch sind sie geblieben wie sie sind. Wem "A Crow Left Of The Murder" Spaß macht, der darf den Gang zum Plattendealer seines Vertrauens wagen und sich auf neue wie alte Seiten dieser genialen Musiker freuen.

Laura König