23 
           

CD des Monats

Linkin Park - Minutes to Midnight

Sie haben sich weiterentwickelt, vom Nu-Metal verabschiedet und in ihrem neuen Werk Minutes to Midnight den Durchbruch in der Entwicklung ihres eigenen Sounds geschafft.

Das behaupten die sechs Kalifornier zumindest selbst von sich.

Vier lange Jahre haben ihre Fans gewartet. Im Hinblick auf vorherige Alben, die alle einschlugen wie eine Bombe, war der Druck, unter dem gearbeitet werden musste, natürlich hoch. Das Ergebnis: leider ernüchternd. Mit im sinkenden Boot: Rick Rubin, der amerikanische Ralph Siegel unter den Rockproduzenten.

JA, sie haben sich verändert.
Zuerst einmal lösten sie die Symbiose auf, in der Chester Benningtons Gebrüll und Mike Shinodas Rap über Jahre hin sehr gut harmonierten. In Minutes to Midnight finden wir nur einen Track, der beide Frontmänner vereint, Bleed it Out. Aber man wollte sich ja weiterentwickeln. Und so beschloss man, die überschüssigen Emotionen und alle damit verbundenen Ungerechtigkeiten des Lebens nicht mehr in lauten Rocksongs zu verarbeiten, sondern ordentlich auf die Tränendrüse zu drücken.

Doch dabei schien Anfangs noch alles beim Alten zu sein. Ein etwas lahmer Opener namens "Wake" geht über in "Given up". Ein schreiender Chester fragt sich immer noch, warum er eigentlich so missraten und sein eigener größter Feind ist, hämmernder Bass und laute Gitarren stimmen ihm zu.

Doch schon der nächste Track "Leave out All the Rest" zählt eher zur Kategorie Weichspülerballade. Zwei Tracks weiter folgt mit "Shadow of the Day" ein gescheiterter U2-Coverversuch.

"What I´ve done", die erste Singleauskopplung, gibt DJ Joseph Hahn eine der wenigen Möglichkeiten, am Album mitzuwirken, doch auch hier gehen seine Scratchingversuche eher unter.

Mike Shinodas großer Auftritt folgt in "Hands Held High". Große politische Worte, untermalt von einem amen-säuselnden Chor .Und alle fassen sich an den Händen, um im lustigen Ringelreigen gegen den Weltschmerz anzutanzen.

Auch die Halbballade "Valentine´s Day" ermutigt eher zum fröhlichen Gruppensuizid. Wahlweise auch zum Drücken der Weiter-Taste.

Einzig "The little Things Give You Away" kann ich hier als Anspieltipp für Fans der sanften Töne geben. Vier anstelle von sechseinhalb Minuten hätten es allerdings auch getan.

Fazit: Eine klare Absage an alte Zeiten. Wer von Minutes to Midnight ein lautes Nu-Metal Album erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Allerdings steckt dank Rubin in vielen Songs potenzieller Ohrwurmcharakter, der den erhofften kommerziellen Erfolg wohl somit gesichert hat.

Laura König