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Akademie Oberst Korn stellte ethische Fragen in den Mittelpunkt

Ethische Forderungen an den Beruf des Soldaten als Friedensdienst - auch im Einsatz

Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses, Privatdozent Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, IThF, und Oberst a. D. Karl-Jürgen Klein, Akademieleiter (von links nach rechts)
Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Walter Mixa, beendete mit einem Vortrag über die Kardinaltugenden und die Einsatzbereitschaft der Soldaten den inhaltlichen Teil des 11. Seminars der Akademie Oberst Korn, einer Weiterbildungsveranstaltung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) in Zusammenarbeit mit der Diözesanbildungsstätte Bonifatiushaus in Fulda.

Militärbischof Dr. Walter Mixa, der bei der Veranstaltung Gelegenheit hatte, u. a. den Chef des Stabes beim Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE), General Karl-Heinz Lather, begrüßen zu können, betonte in seinem Vortrag mit Blick auf die gravierend veränderte Sicherheitslage in der Welt: "Terrorismus ist ein Verbrechen, kein Kriegsgeschehen, denn Terroristen sind Verbrecher, keine Soldaten." Und weiter führte er aus: "Die ihnen vorgeworfenen Taten sind daher durch die zuständigen Gerichte strafrechtlich zu bewerten; die Kasernierung dieser Personen ohne die Möglichkeit einer Verteidigung ist daher völkerrechtlich und menschlich nicht tolerabel."

Bilanz und Ausblick

Zuvor jedoch hatten 80 Soldaten aus allen Teilstreitkräften und erstmals soldatische Gäste aus benachbarten Staaten der Europäischen Union (EU) hinreichend Gelegenheit, über das eigene berufliche Selbstverständnis zu reflektieren. Erleichtert wurde dies mit Hilfe friedensethischer, berufsethischer und praktisch orientierter Grundsatzvorträge, welche einen breiten inhaltlichen Bogen spannten. PD Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, Direktor des Hamburger Institutes für Theologie und Frieden, einer unabhängigen Einrichtung des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr, ordnete zuvörderst den Dienst des Soldaten sowohl in die Tradition der katholischen Friedenslehre als auch in die konkreten Herausforderungen der bisherigen Einsätze deutscher Streitkräfte außerhalb der bündnisbezogenen Landesverteidigung ein. Dabei verdeutlichte er an dem Völkermord in Ruanda, dass staatliche Interessen und prinzipiell geltende Werte nicht deckungsgleich sind. Wegen einer fehlenden internationalen Autorität, die über das Gemeinwohl - legitimerweise und mit den notwendigen Mitteln und Instrumenten ausgestattet - wacht, bleiben die Vereinten Nationen reformbedürftig. Sein Appell, aus dem Völkermord in Ruanda zu lernen und mit den notwendigen Konsequenzen an der Weiterentwicklung des Völkerrechtes beharrlich zu arbeiten, fand breite Zustimmung.

Auf die Frage, ob es aus philosophisch-theologischer Sicht einer speziellen Ethik des Soldatenberufes bedarf, antwortete Prof. Dr. Peter Schallenberg (Fulda) in zweifacher Hinsicht:
Zum einen bedarf es der eigenen "persönlichen Tugendethik der Berufung zu einem echtem Menschsein" und als solider Repräsentant der staatlichen Souveränität weiter, "die Menschen in ihrer ethischen Solidarität zu festigen und zu fördern."

In diesem Kontext eingeordnet, referierte Oberst Dr. Winfried Heinemann (Militärgeschichtliches Forschungsamt) über ethische und professionelle Motive im militärischen Widerstand gegen das NS-Regime und verwies in diesem Zusammenhang auf Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, dessen 100. Geburtstag am 15. November 2007 in den Zeitraum des Seminars der Oberst-Korn-Akademie fiel.

Deutliche Worte mit Blick auf die Notwendigkeit einer ethischen Bildung in den deutschen Streitkräften fand der Direktor der Lehre an der Führungsakademie der Bundeswehr, General Karl H. Schreiner, der zuvor als Stabsabteilungsleiter im Führungsstab der Streitkräfte I maßgeblich die Erweiterung des Ausbildungsangebotes mit Blick auf die ethische Bildung der Soldaten verantwortete. Auf seine Initiativen geht es zurück, dass die "Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion" Eingang in die Ausbildung finden wird.

Weitere Vorträge des Präsidenten des Apostolat Militaire International (AMI), Oberst i. G. Reinhard Kloss, über die Bedeutung ethischer Leitlinien auf der Basis christlicher Werte, welche anhand von Grenz- und Konfliktsituationen aufgezeigt wurde, schlossen sich an. General Lather als Chef des Stabes SHAPE verdeutlichte vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen in den unterschiedlichen nationalen und internationalen Verwendungen die ethische Dimension des Handelns und Entscheidens im internationalen Kontext.

Oberst a. D. Karl-Jürgen Klein, Leiter der Akademie Oberst Korn, resümierte mit Blick auf Verlauf und Ergebnisse des 11. Seminars zufrieden: "Es hat sich gezeigt, dass es gerade unter den veränderten außen- und sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen für die deutschen Streitkräfte absolut notwendig ist, ethische Forderungen an den Beruf des Soldaten in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu ist die Akademie Oberst Korn seit 1987 ein hilfreiches Instrument, welches das Engagement der katholischen Militärseelsorge ergänzt und ein wichtiger Beitrag in der Gesamterziehung der Soldatinnen und Soldaten ist."

Abgeschlossen wurde das 11. Seminar der Akademie Oberst Korn mit einem Empfang, den der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Walter Mixa, für die Gäste und Teilnehmer im Bonifatiushaus gab.

Josef König


Internationale Gäste der Akademie Oberst Korn

Oberleutnant Robert Gyuricsko (rechts), Zugführer eines ungarischen Aufklärungsbataillons in Debrecen, und Hauptmann Vytautas (links), der Dienst in einem Freiwilligenkräftebataillon in Alytus (Litauen) leistet, waren als katholische Offiziere zum ersten Mal bei einem Seminar der Akademie Oberst Korn. Beide Offiziere zeigten sich beeindruckt von den offenen Gesprächen unter den Soldaten, die unabhängig von ihrer jeweiligen Dienstgradgruppe geführt werden konnten. Für ihre Streitkräfte wünschen sich die beiden Soldaten ebenfalls ähnliche Veranstaltungen mit Soldaten und Wissenschaftlern.