Auch in diesem Jahr veranstaltete das Katholische Militärpfarramt Leer eine Werkwoche für Soldatinnen und Soldaten zum Thema "Christlicher Widerstand". Und wo könnte ein solches Seminar wohl besser stattfinden als in Berlin, wo sich die Stätten, Museen und Gedenkorte zu dieser Fragestellung aneinander reihen?

So ging es mit einer Soldatin und mit Soldaten aus dem Kommando SES aus Lingen sowie dem Pfarrhelfer Bernhard Thomes und dem Militärgeistlichen Heinrich Dierkes Richtung Bundeshauptstadt. Auch bei diesem politisch-religiösen Seminar hatte man fest vor, das Angenehme durchaus mit dem Wichtigen zu verbinden, der Großstadt Berlin ebenso eine Chance zu geben wie der Fragestellung des Widerstandes, der in den verschiedenen Auswirkungen vor Ort beleuchtet werden sollte.

Ein Besuch im Bendler-Block stand dann ebenso auf dem Programm wie eine Führung durch die St.-Hedwigs-Kathedrale. Ein sehr interessanter Vortrag über "die Mauer" eröffnete den Tag zur jüngsten deutschen Geschichte, der sich dann in den Besichtigungen des Hauptamtes der Staatssicherheit und einer erschütternden Führung durch das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen eindrücklich fortsetzte. "Was können Menschen nur anderen antun!", äußerte ein Teilnehmer. Besonders eindrücklich war für die Gruppe der Besuch in der Gedächtniskirche "Maria Regina Martyrum", die durch ihre zur Besinnung förmlich zwingende Architektur zur Nachdenklichkeit und zur Auseinandersetzung anzuregen wusste.

Aber natürlich gab es auch reichlich Zeit zur freien Gestaltung, denn die Soldaten sollten die Großstadt auch selbstständig kennen lernen und wortwörtlich "erfahren". Natürlich stieß gerade dieser Tagesordnungspunkt auf ganz viel Sympathie.

Auf der Rückfahrt wurde es dann aber noch einmal sehr herausfordernd, denn es gab noch eine Besichtigung der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, in der die Gruppe auch nach Spuren und Hinweisen des Widerstandes gegen das Unrechtssystem des Nationalsozialismus suchte. "Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Ausdrucksformen des Widerstandes gegen Unrecht und Terror ist immer auch eine Anfrage an uns, an meine eigene Einstellung und Einsatzbereitschaft", fasste einer der Teilnehmer das "Ergebnis" dieser Soldatenwerkwoche gut zusammen.

Heinrich Dierkes