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Neujahrsgrußdes Militärgeneralvikars Prälat Walter Wakenhut, Apostolischer Protonotar | | Trotz des vielen Kraches und der lauten Freude ist die Zeit des Jahreswechsels immer auch eine nachdenkliche Zeit. Was war? Was wird kommen? Diese Fragen bewegen uns. Und - dass wir sie nicht so ohne Weiteres beantworten können zeigt, dass wir dieser Welt und ihren Ansprüchen oft nicht gewachsen sind; dass die uns umgebende Dynamik viel stärker ist als unsere eigene, dass wir vielfach gar nicht anders können und einfach mitgerissen werden.
Auf der anderen Seite ist da unser Hang zum Bewahren, zum Festhalten. Wir sperren uns, wenn es um Veränderungen geht. Im Zweifelsfall ist Besitzstandswahrung angesagt - was immer der einzelne darunter verstehen mag.
Logischerweise haben wir dann Schwierigkeiten mit dem, was um uns herum geschieht, sind misstrauisch und haben wenig Hoffnung auf die Zukunft. Unser Blick richtet sich zunehmend auf uns selbst und wir vergessen, dass sich unser Menschsein und vor allem unser Christsein nur in einem positiv gestalteten Miteinander vollziehen kann. Christ kann ich nicht für mich sein, sondern nur mitten unter den Menschen.
An einem der ersten Sonntage eines Kalenderjahres feiert die Kirche das Fest der Taufe Jesu. Jesus reiht sich in die Schar derer ein, die sich von Johannes im Jordan taufen lassen wollen zur Vergebung der Sünden. Der Evangelist Matthäus sagt an dieser Stelle: Das muss geschehen, damit die ganze Gerechtigkeit erfüllt wird. Den Evangelisten ist klar: Menschwerdung ist nicht die Idylle von Bethlehem - ist auch nicht der Glanz der Christbäume und der Klang schöner Lieder. Nicht eine vorzeitige und unzeitige Verklärung des Lebens Jesu, seine Himmelfahrt lange vor seinem Tod und seiner Auferstehung wird dem Geheimnis der Menschwerdung gerecht, sondern sein ganzes Leben "durch Leiden und Kreuz hindurch". Deshalb ist er der geliebte Sohn des Vaters, an dem ER Gefallen gefunden hat.
Paulus fasst das im Brief an die Philipper so zusammen:
"Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen." (Phil 2,6-9)
Schauen wir deshalb auf Jesus, der sich unter die Menschen einreihte, sich unter sie mischte, ohne zunächst zu fragen, wer bist du denn? Ein gesetzestreuer Jude oder ein verachteter Zöllner? Für Jesus war es entscheidend, ganz Mensch zu sein, um so die ganze Gerechtigkeit, den Willen des Vaters im Himmel zu erfüllen. Die Evangelien berichten uns dann, dass dieser Weg nicht einfach, dass er der Weg durch Leiden und Sterben hindurch war. Deshalb und nur deshalb hat er von Gott einen Namen bekommen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu.
Leben wir in diesem neuen Jahr in der Gesinnung und Haltung Jesu, und das neue Jahr wird ein gutes Jahr.
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