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Das Fest des Lebens

Ostern ist das zentrale Datum unserer Hoffnung: Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort! Er hat den Schrecken der Ausweglosigkeit verloren. Das Leben mündet eben nicht in ein sinnloses Nichts, in dem alles vernichtet wird. Mit Ostern setzt Gott gewissermaßen ein Ausrufezeichen hinter unsere Existenz: Du sollst sein!

Das Kreuz Christi markiert also nicht die Katastrophe seines Endes. So hören wir im Osterevangelium, wie der Engel den zum Grabe kommenden Frauen - und uns heute - verkündet: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat." (Mt 28,5 f.)

Der Opfertod Christi und seine Auferstehung von den Toten sind der Tod des Todes - wir feiern die Realität dieses Geheimnisses in jeder Eucharistie. Das bedeutet die endgültige Entmachtung des Bösen durch die alles umfassende und alles ergreifende Macht der Liebe des Gottessohnes. Somit stellt das Ostergeschehen die Besiegelung unserer Schicksalswende dar, das Kreuz wird zu unserem Rettungsanker. Diese Wende beschreibt Paulus in seinem Brief an die Korinther: "Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden." (1 Kor 15,20 ff.)

Dem Urbild der alten Menschheit, Adam, wird das Urbild der neuen, erlösten Menschheit gegenübergestellt - Christus. Umfassend war die Schuld, die durch Adam in die Welt kam - aber viel umfassender ist die Erlösung durch Jesus Christus. Und wenn wir im großen Osterlob, dem Exsultet der Osternacht, singen: "Dies ist die Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg …", dann ist mit dem "Dies" die wirkliche Gegenwart der Erlösung im Jetzt gemeint. Schon jetzt haben wir Anteil an der Auferstehung Christi, schon jetzt bricht die Ewigkeit in unsere Zeit hinein und schon jetzt wird die Herrlichkeit des Siegers und seines Sieges über den Tod wirksam in der Kirche und durch diese in der ganzen Welt.

Wenn das Osterlob dann fortfährt und in geradezu paradoxer Weise von der "wahrhaft heilbringenden Sünde des Adam", ja von der "glücklichen Schuld" spricht, die "uns zum Segen" wurde, "da Christi Tod dich vernichtet hat!", wird uns die erlösende Macht Christi in aller umstürzenden Radikalität bewusst. Gleichsam triumphierend können wir in das Glaubenszeugnis des heiligen Apostels Paulus einstimmen, wie es in den ältesten Schriften des Neuen Testamentes zuversichtlichen und freudigen Ausdruck findet: "Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1 Kor 15,54 f.)

Weil Christus Leid und Tod ein für alle mal für uns überwunden hat, ist das Zeichen des Kreuzes also nicht mehr das Zeichen eines schmachvollen und entsetzlichen Sterbens und des alles auslöschenden Todes. Das Kreuz ist uns zum Rettungsanker geworden, der bis in die tiefsten Tiefen menschlicher Dunkelheit herabreicht und in diese den Lichtstrahl der Hoffnung fallen lässt - denn Christus ist auch dort gewesen und als Sieger emporgestiegen!

Ostern ist also das Fest des Lebens, das uns jetzt schon umgreift in der Liebe des menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Diese Liebe hält und trägt uns im Leben und im Sterben, bis in die Ewigkeit!

Diese von Grund auf ermutigenden und tröstenden Gedanken möchte ich vor allem all jenen Soldatinnen und Soldaten mit auf den Weg geben, die in den Krisengebieten dieser Erde große Ängste ertragen müssen und mitunter sogar Gesundheit und Leben riskieren, um anderen Menschen zu helfen. Von Herzen wünsche ich Ihnen die Freude des auferstandenen Herrn, seinen reichen Segen und sein treues Geleit!

Ihr
Dr. Walter Mixa
Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr