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"... nur Soldaten können es"von Reinhold Robbe | | Das seit Jahren vielleicht am häufigsten gebrauchte Wort in der Bundeswehr lautet "Transformation". Insbesondere in meinen Gesprächen mit den Soldatinnen und Soldaten höre ich es regelmäßig. Für einen Großteil ist es inzwischen gar zu einem "Un-Wort" geworden. Denn mit Transformation verbinden viele Soldaten die ganzen Negativseiten ihres Berufes: Auflösung von Standorten, Versetzungen über weite Distanzen, fehlendes Personal bzw. Material und so weiter. Problematisch ist ja nicht das Wort, sondern der Prozess. Und das vor allem deshalb, weil bei der Vereinigung der beiden deutschen Armeen nach dem Mauerfall die dringend notwendige Anschubfinanzierung für so weit reichende Reformen, wie sie die Transformation verlangt, unterblieben ist. Darunter leidet die Truppe bis heute.
Transformation steht für die Umstrukturierung unserer Bundeswehr von einer Armee der Landesverteidigung zu einer multinational operierenden Einsatzarmee. Transformation steht aber auch für viele vollkommen neue Aufgaben, die damals im Nachkriegsdeutschland geradezu undenkbar gewesen wären. Denken wir nur an den zivilen Wiederaufbau in den Einsatzgebieten oder an die zunehmende Bedeutung der Beobachtermissionen im Auftrag der Vereinten Nationen. Einer meiner letzten unangemeldeten Truppenbesuche führte mich zu einer wichtigen Koordinierungsstelle für die deutschen UN-Beobachter, die heute in vielen Teilen der Welt ihre Aufgaben erfüllen.
Chef dieser Koordinierungsstelle ist ein Oberstleutnant. Bereits beim Betreten seines Büros fallen mir Erinnerungsgegenstände auf, die seinen bisherigen Werdegang widerspiegeln: Abschiedsgeschenke seiner beruflichen Stationen, Fotos von der Familie, Urkunden für seine Erfolge als Leistungssportler. Viele Verwendungen. Oft im Einsatz. Einmal sogar von Rebellen gekidnappt. Ein Soldat, der weiß, wovon er spricht. Einer der mitten im Leben steht. Und vor allem ein Soldat, der nichts von den ihm unterstellten Frauen und Männern verlangt, was er nicht selbst zu leisten bereit wäre.
Die Gespräche mit ihm und seinen Mitarbeitern bestätigen meinen ersten Eindruck. Ich bekomme eine exzellente Analyse aus den Einsatzgebieten. Ebenso kenntnisreich und detailliert erhalte ich Auskünfte über die eingesetzten Soldaten. Ich erfahre auch, wie intensiv man sich um die Familien der Militärbeobachter kümmert. Familienbetreuung wird groß geschrieben. Das kostet Zeit. Der Ausgleich steht in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Aufwand. Leider, wie ich hinzufügen will. Aber dieses besondere Engagement macht sich bezahlt. Nicht im materiellen Sinne. Nein, in kameradschaftlicher Hinsicht. Die gute Stimmung auf der Führungsebene überträgt sich auf die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.
Mir wird bewusst, welch herausragende Bedeutung die UN-Militärbeobachter unserer Bundeswehr heute haben. Sie tragen keine Waffen, erfüllen ihre Aufgaben unter schwierigsten Bedingungen und sind dabei willkommene, anerkannte Botschafter des Friedens. Der ehemalige UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld sagte einmal sinngemäß: Frieden schaffen ist kein Job für Soldaten, aber nur Soldaten können es! Dieser Satz ist aktueller denn je.
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