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„Mister Innere Führung“

von Reinhold Robbe

Gemeinsam in Argentinien: Reinhold Robbe und Oberst Siegfried Morbe
Die Menschenführung in der Bundeswehr stand im Mittelpunkt einer Tagung, zu der ich Soldatinnen und Soldaten aller Ebenen und Teilstreitkräfte nach Berlin eingeladen hatte. Menschenführung ist für mich in meiner Verantwortung als Wehrbeauftragter der zentrale Schlüsselbegriff der Inneren Führung. Sie begegnet mir tagtäglich in ganz unterschiedlichen Formen.

Zum einen geht es permanent um die Frage, welchen Stellenwert die Menschenführung in der Truppe hat. Zum anderen werde ich leider auch immer wieder mit Eingaben konfrontiert, die davon zeugen, dass Vorgesetze bei ihrer vordringlichsten Aufgabe, nämlich der, die ihnen unterstellten Soldaten menschlich zu führen, schlichtweg versagen.

Die Tagungsteilnehmer benötigten keine „Aufwärmphase“. Es ging gleich munter los. Nein – es gebe keinen Werteverfall. Das sei falsch. Es gebe aber einen Verfall der Tugenden. Die Werte würden im Grundgesetz und in der UN-Charta der Menschenrechte für immer und ewig verankert sein. Darüber brauche man sich keine Gedanken zu machen. Was jedoch immer mehr wegzubrechen drohe, das seien die Tugenden, die so wichtig seien für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Solche Sätze aus dem Munde eines Uniformträgers sind zumindest ungewohnt. Jedoch nur für Außenstehende, die Oberst Siegfried Morbe vom Zentrum für Innere Führung in Koblenz zum ersten Mal erleben!

Kennengelernt habe ich ihn vor etwa einem Jahr - bezeichnenderweise in Buenos Aires. Ich war gebeten worden, der argentinischen Verteidigungsministerin und dem dortigen Generalstab das deutsche System der parlamentarischen Kontrollinstitution „Wehrbeauftragter“ vorzustellen. Um nun den argentinischen Gesprächspartnern von vornherein zu demonstrieren, wie unkompliziert der Umgang zwischen der Bundeswehr und dem Wehrbeauftragten ist, hatte ich das Zentrum für Innere Führung um Unterstützung gebeten. Als Vertreter des Zentrums kam dann Oberst Morbe.

Obwohl wir vorher nie direkt miteinander zu tun hatten, klappte unser „Zusammenspiel“ auf Anhieb hervorragend. Wir konnten die argentinischen Gesprächspartner offensichtlich mit unseren Argumenten überzeugen. Denn die Ministerin erklärte anschließend, man werde in Argentinien ebenfalls einen Ombudsmann in Anlehnung an den deutschen Wehrbeauftragten schaffen.

Für mich ist dieser Oberst mit seiner fröhlichen und kompetenten Ausstrahlung inzwischen ein außerordentlich gern gesehener und wichtiger Gesprächspartner. Er verkörpert das Prinzip „Innere Führung“ geradezu. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass viele ihn „Mister Innere Führung“ nennen.