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Kurze Unterbrechung bitte!Gebet ist die liebend auf Gott gerichtete Aufmerksamkeit des Herzens | Militärdekan Uwe Schrempp.
Katholisches Militärpfarramt Müllheim (bis 31. Mai 2008) | „Müssen Christinnen und Christen ihre Aufmerksamkeit aber nicht in erster Linie auf die Welt richten, um sie durch ihren tatkräftigen Einsatz zu verändern?“
Immerhin hat Jesus selbst davor gewarnt, den Glauben einseitig als frommes Tun zu verstehen; im Matthäus-Evangelium ist das Herrenwort überliefert: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr! Herr!’, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.“ (Mt 7,21) Wie also stehen im christlichen Leben Beten und Handeln zueinander?
Henri Nouwen schreibt dazu: „Handeln ist eine dankbare Antwort darauf, uns der Gegenwart Gottes in dieser Welt bewusst geworden zu sein. Der gesamte Dienst Jesu war ein großer Akt der Danksagung an seinen Vater. Wir sind dazu berufen, an diesem Dienst teilzunehmen. Petrus und Paulus reisten mit unerschöpflicher Energie von Ort zu Ort, Teresa von Avila gründete schier unermüdlich Klöster und Mutter Teresa von Kalkutta spornte in ihrer Sorge für die Ärmsten der Armen furchtlos das Kommen des Herrn an. Aber niemand von ihnen versuchte, die Probleme der Welt zu lösen oder Lob und Preise zu ernten. Ihr Handeln war frei von solchen Zwängen und somit die spontane Antwort auf die tätige Gegenwart Gottes in ihrem Leben. Auf diese Weise kann unser Tun Danksagung werden und alles, was wir tun, Eucharistie.“ (Henri J. M. Nouwen: Dem vertrauen, der mich hält. Das Gebet ins Leben nehmen, Verlag Herder 2003, Seite 149–150)
Und wenn konkreter Dienst uns wirklich enger mit den Armen, den Hungernden, den Kranken, den Sterbenden und den Unterdrückten solidarisiert, wird solches Tun ins Gebet einmünden. Im Gebet begegnen wir Christus und in Christus allem menschlichen Leid.
Beten kann unser Handeln gewiss nicht ersetzen. Andererseits ist Gebet für Christen selbst ein Tun, das durch nichts anderes ersetzt werden kann. Ich will es noch deutlicher sagen: Beten ist sicher nicht alles, aber ohne Gebet ist alles andere nichts!
Eine einfache Übung kann helfen, sich diesen Zusammenhang bewusst zu machen. Immer, wenn Sie im Lauf des Tages eine Tätigkeit zu Ende gebracht haben, halten sie kurz inne, bevor sie etwas Neues anfangen. Nutzen Sie die halbe Minute, um das zu tun, was Gott ständig tut: Er schaut in Liebe auf Sie. Unterbrechen Sie den gewohnten Ablauf Ihres Schaffens für ein paar wichtige Fragen: Was war gerade? Was kommt nun? Was ist mit mir? Was ist in mir? Wie müht sich Gott um mich? Wie ist Gott für mich da?
Vermutlich werden Sie diese kurze Unterbrechung oft vergessen, aber Sie werden sich immer wieder einmal daran erinnern, und das wird Ihre Aufmerksamkeit für sich selbst, für Ihren Dienst und für Gott weiten. Hilfreich ist es, wenn Sie abends – sozusagen auf der Bettkante – noch einmal das Gleiche tun. Aufmerksam wahrnehmen: Was war heute? Was war in mir? Was geht mir nach? Wie hat sich Gott heute um mich gemüht? Wie war er für mich da? Was kommt morgen? Das kann eine gute Vorbereitung sein, auch ausdrücklich zu beten – in ein paar Sätzen: ein Seufzen, einen Dank, eine Bitte, Lob oder Klage, wie sie es gerade empfinden.
Uwe Schrempp
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