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Weihnachtsgruß des Katholischen Militärbischofs Dr. Walter Mixa

Die Weihnachtszeit ist immer auch die Zeit der geradezu inflationär anhebenden und sich gegenseitig überbietenden Friedensappelle.

Dahinter steht offensichtlich eine tiefe, wesentliche und unauslöschliche Sehnsucht des Menschen, die in mehr gründet, als nur im Wunsch nach Abwesenheit von Konflikten und Kriegen. Und diese Sehnsucht ist nicht erloschen, der Mensch hat nicht resigniert, obwohl Konflikte und Kriege ihn begleiten, seitdem es ihn gibt.

Im weihnachtlichen Jubel der himmlischen Heerscharen, wie wir ihn aus dem Evangelium des Lukas kennen, ist in knapper Form enthalten, was die folgenden Ausführungen kurz entfalten wollen: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ (2,14) – der Zusammenhang also zwischen der Anerkennung Gottes als Herrn und dem irdischen Frieden.

Die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, die die Vollversammlung der Vereinten Nationen vor 60 Jahren, am 10. Dezember 1948, in Paris verabschiedete, ist ohne eine grundsätzliche Verankerung dieses Friedens in der gegebenen göttlichen Ordnung nicht recht zu verstehen. Darauf verweist sogleich der einleitende Satz der Enzyklika „Pacem in terris“ von Johannes XXIII.: „Der Friede auf Erden … kann … nur dann begründet und gefestigt werden, wenn die Ordnung, die Gott festsetzte, unversehrt bewahrt wird.“ (DH 3955) Mit diesem Schreiben hat das kirchliche Lehramt die Menschenrechte aus christlichen Prinzipien begründet und ausdrücklich anerkannt.

Besonders zur Weihnachtszeit also sollen hier einige Aspekte bedacht werden, die helfen können, ein größeres und zugleich tieferes Verständnis der Menschenrechte vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes zu erhalten: Menschenwürde, Gottesebenbildlichkeit des Menschen und Menschwerdung Gottes bilden dabei gewissermaßen die Eckpfeiler.

Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, durch die er sich vor aller anderen Schöpfung auszeichnet, ist der eigentliche und wesentliche Grund der Würde des Menschen, aus der sich die Menschenrechte herleiten. So „erschuf Gott den Menschen ‚nach seinem Bild und Gleichnis’ (vgl. Gen 1,26), mit Verstand und Freiheit begabt, und setzte ihn zum Herrn über alle Dinge ein …“ (DH 3955)

Als vernünftiges und freies Wesen kann der Mensch Gott erkennen, Gott anerkennen, aber auch ablehnen. Der Schöpfer hat „ins Innerste des Menschen eine Ordnung eingeprägt, die sein Gewissen sowohl erschließt als auch nachdrücklich zu bewahren heißt …“ (DH 3956) Diese Würde macht, so Papst Johannes XXIII., die menschliche Person zu einem Subjekt von Rechten und Pflichten, welche, „da sie allgemein und unverletzlich sind, auf keine Weise veräußert werden (können).“ (DH 3957)

Ganz in diesem Sinne erklärt auch das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Pastoralkonstitution: „Die Kirche hält daran fest, dass die Anerkennung Gottes der Würde des Menschen keineswegs widerstreitet, da diese Würde eben in Gott selbst gründet und vollendet wird. Denn der Mensch ist vom Schöpfergott mit Vernunft und Freiheit als Wesen der Gemeinschaft geschaffen; vor allem aber ist er als dessen Kind zur eigentlichen Gemeinschaft mit Gott und zur Teilnahme an dessen eigener Seligkeit berufen.“ (GS 21)

Ohne diese absolute Verankerung in Gott, dem Schöpfer und Erlöser, bleiben die Menschenrechte letztlich relativ – und diese Verankerung sagt etwas aus über die Größe Gottes und zugleich etwas über die Größe des Menschen!

Gerade an Weihnachten, dem Fest der Menschwerdung Gottes in Christus, seinem gleichwesentlichen Sohn, leuchtet uns diese Würde in ihrer vollendetsten Weise auf: denn, so hat es der Theologe und Kirchenvater Athanasius einmal gesagt: „Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch vergöttlicht werde!“

Diese Gedanken mögen Sie trösten und ermutigen in Ihrem so wichtigen und unverzichtbaren Dienst für den Frieden auf Erden, der ohne den Himmel nicht zu verwirklichen, ja nicht einmal vorstellbar ist.
Von ganzem Herzen sage ich Ihnen allen Vergelt’s Gott und wünsche Ihnen den reichen Segen Gottes, Seinen Beistand, Seinen Trost und Sein treues Geleit!

Ihr

Dr. Walter Mixa
Katholischer Militärbischof
für die Deutsche Bundeswehr