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Neujahrsgruß des Militärgeneralvikars Prälat Walter Wakenhut

Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich

Dieses Wort aus dem Lukas-Evangelium haben die christlichen Kirchen als Leitwort über das Jahr 2009 geschrieben. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres mussten wir alle miterleben, wohin menschliches Fehlverhalten führen kann. Wir mussten einsehen, dass uns Menschen doch nicht alles möglich ist. Das gilt nicht nur für die Finanzwelt, die Politik oder die Wirtschaft; Soldatinnen und Soldaten erfahren solches immer wieder im Einsatz. Da steht auf der einen Seite ihr unbedingter Wille, Frieden zu schaffen, für Menschenwürde und Menschenrechte einzutreten, für ein Leben mit dem notwendigen Auskommen zu sorgen, und auf der anderen Seite begegnen sie Zerstörungswut, Anarchie und Terrorismus, sie treffen auf Menschen, die auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken.

Hier und auch anderswo geraten wir so an Grenzen, die wir nicht begreifen, geschweige denn überschreiten können. Die Frage nach dem Warum und Wozu drängt sich geradezu auf. Ist dieser Einsatz von Leib und Leben sinnlos, oder findet sich nicht doch irgendwo ein Sinn, eine Spur des Sinnhaften für dieses unser Tun?

Wir haben an Weihnachten das Fest der Menschwerdung gefeiert. Gott kommt als Erlöser, als Heiland in die Welt. Er will, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben (Johannes-Evangelium 10,10). Unser Gott ist ein Freund des Lebens, er ist der Sieger über Sünde und Tod. Diese Verheißung gilt. Sie greift unser eigenes Sehnen und Wünschen auf, in dem wir uns oft vergeblich um ein klein wenig mehr Leben, mehr Freude und mehr Sinn mühen. Es geht hier nicht um Verdrängung oder um eine Vertrös-tung, sondern darum, dass unser Leben Sinn bekommt, dass es ein Ziel bekommt. Diese Verheißung übersteigt freilich unser menschliches Vermögen bei weitem, lässt uns aber in der Gewissheit leben, dass unser eigenes Dasein nicht vergebens ist. An uns und unserem Einsatz liegt es, dass diese Welt ein wenig menschlicher, friedlicher, ja liebenswerter wird – nicht nur die kleine Welt unserer Familien und Freundschaften, sondern auch die große Welt in Afghanistan, im Kosovo, am Horn von Afrika oder wo auch immer.

Zu Beginn dieses neuen Jahres können wir als Christen durchaus realistisch in die Welt schauen. Wir brauchen auch keines der großen und kleinen Probleme wegreden oder verdrängen. Denn diese Welt und keine andere ist es, in die Gott als Mensch gekommen ist. Er tat das aber nicht, um alles beim Alten zu lassen, sondern um sie wieder in die ursprüngliche, von ihm einmal geschaffene gute Welt zurückzuführen, sie also positiv zu verändern. So brauchen wir uns nicht mit dieser Welt abzufinden, wir dürfen und können sie vielmehr verändern, unseren Beitrag leisten dafür, dass das verheißene Leben in Fülle für möglichst alle Menschen nicht nur Wunsch bleibt, sondern die Wirklichkeit wird, in der sie leben.

Soldatinnen und Soldaten verrichten diesen Dienst am Leben und am Frieden im Dienste der Völkergemeinschaft, der sich unser Staat verpflichtet weiß. Sie tun diesen Dienst unter vollem Einsatz und mit Gefahr für Leib und Leben. Dieser Dienst macht Sinn, wenn uns bewusst ist und bleibt, es geht um die Welt, die Gott geschaffen hat und in der alle Menschen Platz zum Leben haben.

So möge dieses Jahr 2009, das vor uns liegt wie ein unbeschriebenes Blatt, für uns alle ein gutes Jahr werden. Dazu wünsche ich Ihnen allen Gottes reichen Segen.

Walter Wakenhut
Apostolischer Protonotar
Militärgeneralvikar