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Wie modern ist unsere Bundeswehr?

von Reinhold Robbe

Reinhold Robbe bei der Übergabe des Jahresberichts an Bundestagspräsident Norbert Lammert
Foto: © DBT / Melde
In diesem Jahr übergab ich dem Deutschen Bundestag und damit auch der deutschen Öffentlichkeit den vierten Tätigkeitsbericht seit meiner Vereidigung zum Wehrbeauftragten. Es ist gleichzeitig der 50. Jahresbericht seit der Schaffung des Amtes - und das ganze 60 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik und 20 Jahre nach dem Fall der Mauer.

Angesichts dieser vielen besonderen Jubiläen liegt die Frage auf der Hand, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. Mindestens ebenso spannend aber ist auch die Frage danach, was sich nicht oder eben kaum verändert hat. Nun, wer die Berichte des ersten Wehrbeauftragten Helmuth von Grolman mit dem jetzt vorliegenden 50. Bericht vergleicht, kann viele Punkte erkennen, die sich fundamental verändert haben. Wie könnte es anders auch sein?

Die Bundeswehr der Nachkriegszeit hat sich inzwischen zu einer modernen Einsatzarmee gewandelt. Aber erfüllt unsere Bundeswehr denn auch tatsächlich den Anspruch einer "modernen" Armee? Ist sie heute wirklich in jeder Hinsicht vergleichbar mit den modernen Rahmenbedingungen, über die viele unserer Verbündeten verfügen? Wie sieht es aus mit Ausstattung, Unterbringung, Ausbildung und Bezahlung? Ist die Betreuung durch den Dienstherrn tatsächlich als "modern" zu bezeichnen? Und wie verhält es sich mit der Vereinbarkeit von Familie und Dienst - was ist daran wirklich "modern"? Das sind eine ganze Reihe von zentralen Fragen, die mich heute bewegen, und sicher nicht nur mich, sondern auch unsere Soldatinnen und Soldaten.

Und dann gibt es noch eine Frage, die alle anderen Fragen wie eine Klammer umschließt. Es handelt es sich um die gesellschaftliche Anerkennung dessen, was die Bundeswehr heute in allen Teilen der Welt leistet. Die Würdigung jener Leistungen, die von den Soldatinnen und Soldaten unter Einsatz ihrer Gesundheit und auch ihres Lebens unter oftmals schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen erbracht werden.

Manche sagen, unserer Gesellschaft seien die Soldatinnen und Soldaten vollkommen egal. Dieser Behauptung stimme ich nicht zu. Ich stelle immer wieder fest, dass es sehr wohl ein großes Interesse der Bevölkerung am "Innenleben" der Bundeswehr gibt. Dieses Interesse wurde beispielsweise sichtbar, als die ARD zur besten Sendezeit einen sehr emotionalen Spielfilm über einen an posttraumatischen Belastungsstörungen leidenden Soldaten zeigte.

Die Reaktionen sprachen für sich: sehr viel innere Anteilnahme, sehr viel Betroffenheit und ehrliches Interesse. Dieses Beispiel macht aber auch deutlich, dass Interesse am Dienst der Soldatinnen und Soldaten nur dann entstehen kann, wenn unsere Gesellschaft die Gelegenheit bekommt, hinter die Kasernenmauern zu blicken. Je mehr Transparenz gegeben ist, desto größer ist die Chance, "freundliches Desinteresse" in aufrichtig gemeintes Interesse umzuwandeln.