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Tod - Auferstehung - Soldat

Eberhard Gambietz, Militärpfarrer im Nebenamt, Seelsorger am Bundeswehr-Zentralkrankenhaus, Katholisches Militärpfarramt Koblenz II
© Bundeswehr / Weidner
"Für mich gibt es kein Weiterleben nach dem Tod! Ewiges Leben, Auferstehung, nein danke!"

Diese Aussage begegnet mir nicht selten. Wenn Sie auch so denken, dann denken Sie wie zwei Drittel der Bibel, wie das Alte Testament, wie die Israeliten zur Zeit Jesu, die gleichzeitig leidenschaftlich an Gott glaubten, für ihn kämpften, aber auch mit ihm stritten. Woher kommt plötzlich im Neuen Testament ein Glaube an die Auferstehung der Toten, der dem Alten Testament im Allgemeinen fremd blieb? Bei der Antwort auf diese Frage kommt der "Soldat" ins Spiel. Die vorchristlichen Juden mussten lange Zeit unter fremder Herrschaft leben, gegen die sie sich immer wieder erhoben und in langen Befreiungskämpfen einen hohen Blutzoll zahlten. Junge Männer mussten verfrüht sterben, begegneten der Sinnlosigkeit des Todes, ohne dass sie das Lebensziel eines Juden erreicht hatten: alt und lebenssatt zu sterben. Mit einem persönlichen Weiterleben nach dem Tod rechnete niemand. Aber mit dieser Ansicht begnügten sich viele Israeliten nicht mehr. War das wirklich alles für die jung gefallenen Soldaten, die für ein hohes Ideal ihr Leben geopfert hatten?

Verletzte, ja Gefallene gehören auch heute fast zum Alltag der Bundeswehr. In mir klingen immer noch die Fragen einiger Angehöriger nach, die im Bundeswehr-Zentralkrankenhaus in Koblenz die Frage stellten, warum die Gesundheit, ja das Leben junger Menschen geopfert werden. Vor uns stehen zerbrochene Lebensläufe.

"Pech gehabt", diese Antwort genügte den Juden damals nicht für ihre Gefallenen. Einige von ihnen erinnerten sich an die Zeit, als die Juden unter persischer Oberhoheit standen, deren Religion den Glauben an eine individuelle Auferstehung vom Tode für alle die enthielt, die im Kampf des Lichtes gegen die Finsternis für den Gott des Lichtes gekämpft hatten und starben. Für einen Teil der Juden wurde also der persische Auferstehungsglaube zu einer Antwort auf die Frage, was mit denen geschieht, die zu früh hatten sterben müssen.

Besonders während der Makkabäerkriege, der jüdischen Befreiungskriege, verfestigte sich die Überzeugung: Gott wird denen im Kampf für Freiheit und gegen den Götzendienst gefallenen Soldaten das verlorene Leben hundertfach ersetzen.

Aber nicht alle Juden teilten diesen Glauben. So gab es zurzeit Jesu im Judentum zwei Gruppen: Sadduzäer und Pharisäer. Die Sadduzäer glaubten nicht an eine Auferstehung der Toten und sagten, von ihr stehe nichts im Alten Testament - was auch stimmt. Die frommeren Pharisäer vertraten dagegen diesen Auferstehungsglauben.

Den Ursprung von ihm finden wir also nicht im frommen Wunsch eines lebensgierigen Egoismus, sondern in der Solidarität der Lebenden mit den Gefallenen, die um die volle Entfaltung ihres Lebens geprellt worden sind. Auferstehungsglaube wurde nicht für Leute erfunden, die hemmungslos leben wollen. Er ist ein Anruf, ja eine Forderung an Gottes Gerechtigkeit, dass die Ermordeten, Verhungerten und um das Leben Geprellten einen Ausgleich erfahren.

Auf diese Forderung hat Gott positiv geantwortet: Leben, ewiges Leben, Auferstehung. Einer hat diese Worte Gottes verbindlich ausgesprochen, jener, der selbst im Alter von etwa 33 Jahren ermordet worden ist, der sein Leben auch nicht in der Sattheit des Alters beenden konnte. Das Erstaunliche ist, dass er nicht sagt: "Es gibt eine Auferstehung", sondern: "Ich bin die Auferstehung und das Leben!" Die Antwort Gottes durch Jesus ist sein Signal, dass er sich nicht abgefunden hat, dass Gewalt und Mord das letzte Wort haben. Die Antwort Gottes durch Jesus ist außerdem keine billige Vertröstung auf ein besseres Jenseits, unterschiedslos ob man gut oder schlecht, ob man barmherzig oder grausam war. In ihr steckt zudem der Aufruf, einzutreten für die grundlegenden Menschenrechte, für das Recht, sein Leben vollenden zu können.

Wenn wir heute Gefallene unter unseren Soldaten beklagen, so hoffe ich, dass wir die Antwort Gottes für sie gelten lassen, dass er ihr Leben, das plötzlich endete, vollendet. Das ist ja die Osterbotschaft, dass Gott sich solidarisiert mit den zahllosen Opfern, die um ihre Lebensentfaltung gebracht worden sind.

"Ich bin die Auferstehung und das Leben!" Wenn dieses Angebot für uns gilt, dann ist Ostern auch für uns möglich, was ich uns allen wünsche.

Eberhard Gambietz,
Militärpfarrer im Nebenamt