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Robin Mishra - Wie ich lernte, die Politiker zu lieben | | In 9 Kapiteln und auf 200 Seiten gibt Dr. Robin Mishra, 1969 in Mülheim an der Ruhr geboren und promovierter Jurist, Auskunft darüber wie er lernte, die Politiker zu lieben. Verstanden wissen möchte dies der Leiter der Berliner Parlamentsredaktion des "Rheinischen Merkur" als einen Ratgeber für das Volk und seine Vertreter.
Stutzig wird man beim Lesen des Buchtitels, 2009 im Herder Verlag erschienen, weil die Frage gestellt werden darf, ob es überhaupt notwendig ist, Politiker zu lieben und ob das Erlernen dieser Liebe für ein Politikverständnis Voraussetzung sein muss. "Ich liebe nicht den Staat, ich liebe meine Frau", hat Gustav Heinemann als Bundespräsident (1969–1974) in einem Interview gesagt. Setzt man Staat und Politik gleich, dann hätte er wohl ähnlich geantwortet.
Jedoch: der Autor verfolgt mit der Herausgabe dieses Buches ein ehrenwertes Ziel, welches den Titel rechtfertigen könnte. In seiner Diagnose über den Zustand des Politischen in Deutschland spricht Mishra von einer "gestörten Beziehung zwischen dem Volk und seinen Vertretern". Er warnt vor Scheidung und empfiehlt eine Paartherapie. Das macht das Lesen des Buches so interessant, denn eine erfolgreiche Paartherapie setzt das Eingeständnis von Fehlern auf beiden Seiten voraus. Die sind akribisch aufgelistet – und diese sind im Volke selbst und bei den Volksvertretern zuhauf zu finden.
Vielleicht entschließt sich jemand nach der Lektüre doch noch, am 27. September 2009 das Wahllokal aufzusuchen und seine Erst- und Zweitstimme abzugeben.
Josef König
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