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Warum Soldaten?

von Reinhold Robbe

Foto: © Bundeswehr / Rott
Vor einigen Wochen wurde ich von Offizieranwärtern angesprochen, die derzeit an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg studieren. Es war eine Gruppe von Studenten, die sich in ihrer Freizeit und trotz der hohen Anforderungen des Studiums mit der Frage auseinandersetzen, wie das in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitete "freundliche Desinteresse" an den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr abgebaut werden könnte.

Diese studierenden Offizieranwärter baten mich, für ein von ihnen entwickeltes Projekt die Schirmherrschaft zu übernehmen. Ihr Vorhaben ist aus meiner Sicht ebenso einfach wie genial und besteht aus zwei Teilen. Zum einen sollen 1.000 Soldaten fotografiert werden. Dabei werden nur das Gesicht und ansatzweise die Dienstgradabzeichen der Uniform zu sehen sein. Diese Porträtfotos sollen im Rahmen einer Ausstellung in einem geeigneten Raum aufgereiht werden. Auf der gegenüberliegenden Seite sollen Statements von 1.000 zivilen Bürgerinnen und Bürgern abgebildet werden. Diese wurden zuvor aufgefordert, ihre Meinung zu der Frage "Warum Soldaten?" aufzuschreiben.

Die Teilnehmer der Projektgruppe legen Wert auf die Feststellung, dass bei der Auswahl der verschiedenen Meinungen keine Zensur stattfindet. Die zu Papier gebrachten Äußerungen sollen authentisch sein: Ablehnung oder Zustimmung. Offene und ungeschminkte Meinungen, die das ganze Spektrum der unterschiedlichen Auffassungen in unserem Land abbilden. Nur zotige oder extreme Aussprüche, die "unter die Gürtellinie gehen", sollen von vornherein "ausgesiebt" werden.

Als mir die Studenten ihre Idee in allen Details vorgestellt hatten, war ich sehr angetan. Ich sagte sofort meine Unterstützung für das Projekt zu, weil es nach meiner festen Überzeugung hervorragend geeignet ist, auf originelle Art und Weise das zu befördern, was sich viele Soldaten unserer Bundeswehr wünschen: Auseinandersetzung! Mehr Anteilnahme und menschliche Zuwendung; mehr Verständnis für den oft sehr schweren und gefährlichen Dienst in der Parlaments- und Einsatzarmee Bundeswehr.

Was die kreativen Offizieranwärter entwickelten, ist deshalb so stark, weil sie der Bundeswehr im wahrsten Sinne des Wortes „ein Gesicht geben“. Ein Projekt, das in seiner unmittelbaren Aussagekraft ein Vorbild sein kann für die zeitgemäße Vermittlung eines Bürgerideals und somit interessant sein könnte für die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ebenso wie für Sozial- und Sportverbände oder für unsere großen Volkskirchen.

Vorstellen könnte ich mir beispielsweise, dass unsere Kirchenleitungen in ökumenischer Eintracht einen Sonntag im Jahr identifizieren, an dem in allen Gottesdiensten in unserem Land ein einheitliches Gebet, verbunden mit einem gemeinsamen Segenswunsch für die im Einsatz befindlichen Soldaten gesprochen wird. Im Anschluss daran könnten die Gemeinden Soldaten und deren Angehörige zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen einladen. Wäre das nicht ein wunderbarer Versuch, Antworten zu finden auf die Frage "Warum Soldaten"?